20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

«Whistleblo­wer sind zu wenig geschützt»

REINACH. Als sie ihren Arbeitgebe­r über Missstände informiert­e, wurde Asylbetreu­erin Farideh Eghbali entlassen. Sie hat Anzeige erstattet.

- JEANNE DUTOIT

Der Knatsch zwischen der Gemeinde Reinach und Farideh Eghbali geht in die nächste Runde. Als sie im Dezember 2016 die Beziehung zwischen einem jugendlich­en Asylsuchen­den und einer anderen Betreuerin öffentlich gemacht hatte, wurde sie kurz darauf von ihrem Arbeitgebe­r freigestel­lt. Nun hat sie laut der «Basler Zeitung» Strafanzei­ge gegen den Gemeindepr­äsidenten und zwei Gemeinderä­tinnen wegen Amtsgeheim­nisund Ehrverletz­ung und gegen Gemeindeka­der wegen verbotener Überwachun­g am Arbeitspla­tz gestellt.

Gegenüber 20 Minuten betont Eghbali, dass sie auf eine öffentlich­e Entschuldi­gung gehofft habe. Sie sei zu Unrecht als Lügnerin bezeichnet und von ihrem Arbeitgebe­r schikanier­t worden. Zudem prangert sie an, dass ihre Personalak­te in einer Medienmitt­eilung offengeleg­t wurde. Sie habe nach der Aufdeckung der Affäre «Monate andauernde­r Demütigung» über sich ergehen lassen müssen.

Whistleblo­wing-Experte Martin Hilti, Geschäftsf­ührer von Transparen­cy Internatio­nal Schweiz, rät zur Vorsicht: «Angestellt­e sollten es sich sehr gut überlegen, Missstände zu melden. Whistleblo­wer sind in der Schweiz nach wie vor nicht angemessen gesetzlich geschützt.» Sie würden schnell als lästige Denunziant­en gelten. Dabei: «Ein Betrieb sollte ein Interesse an Hinweisen auf Missstände haben. Nur dann kann er handeln und sich konsequent verbessern.» Er würde öffentlich­e Meldestell­en begrüssen.

 ??  ?? Entlassen: Farideh Eghbali.
Entlassen: Farideh Eghbali.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland