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«IV-Betrüger erhalten eine Carte blanche»
ZÜRICH. IV-Stellen setzen keine Detektive mehr ein. Ein ehemaliger Sozialdetektiv kritisiert den Schritt heftig.
Strebel*, die IV-Stellen setzen per sofort keine Sozialdetektive mehr ein. Was halten Sie von diesem Entscheid?
KONTROVERS Herr Das ist eine Katastrophe! Man gibt den IV-Betrügern damit eine Carte blanche, und die lachen über uns. Die Detektivbüros tragen ebenfalls einen erheblichen Schaden davon. Einige der Büros müssen jetzt umsatteln.
Für die heimliche Beobachtung gibt es laut dem Bundesgericht keine Rechtsgrundlage. Ist Überwachung nicht eine Verletzung der Privatsphäre?
Wenn man nichts tut, entstehen Millionenschäden, die man sonst mit geringer Investition einsparen könnte. Die Privatsphäre gilt es zu respektieren, das ist klar, doch sie wird meist gar nicht tangiert. Observiert wird nur im öffentlichen Raum, und viele technische Hilfsmittel wie GPS sind gar nicht erlaubt.
Was haben Sie als Sozialdetektiv für Erfahrungen gemacht?
Die Leute werden mit ihren Maschen sehr kreativ. Ein Herr, der bei einer Reinigungsfirma arbeitete, gab an, sich nach einem Unfall kaum mehr strecken zu können. Nach einer Observation konnte ermittelt werden, dass er einfach bei der Konkurrenz weitergearbeitet hat. Ebenfalls ziemlich dreist war ein junger Mann, der angab, so schwer verletzt zu sein, dass er keinen Sport mehr treiben könne, dann aber als Trainer bei einem Fussballclub gearbeitet hat. *Bruno Strebel hat als Sozialinspektor gearbeitet und bildet heute Detektive aus.