20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Steckt die SNB hinter der Frankenschwäche?
ZÜRICH. Der Euro hat die Marke von 1.15 Franken geknackt. Was steckt hinter der Aufwertung? 20 Minuten hat sich bei Ökonomen umgehört.
Erstmals seit 2015 kostet ein Euro 1.15 Franken. Hat die SNB am Markt interveniert?
Aktuell interveniert die Nationalbank (SNB) nicht in grösserem Mass und ist somit nicht die treibende Kraft hinter der Abschwächung des Frankens. Das zeigen die Girokonten der Geschäftsbanken bei der SNB, so ZKB-Währungsstratege David Marmet. Noch im Februar stemmte sich die SNB wöchentlich mit bis zu 5 Mrd. Franken gegen die Franken-Aufwertung.
Wäre das Sommerloch ein guter Moment für die SNB, um an den Märkten zu intervenieren?
«Grundsätzlich kann bei tiefen Handelsvolumen mit weniger Mitteln mehr erreicht werden», bestätigt ZKB-Experte Marmet. Allerdings liege der SNB nichts an einer zu schnellen Abwertung des Frankens. «Der Wirtschaft verunmöglichen starke Währungsschwankungen eine sorgfältige Planung.» Es gehe darum, den Franken kontinuierlich abzuwerten.
Klettert der Euro bald auf 1.20?
Daniel Kalt, Chefökonom der UBS, sieht den Euro weiter erstarken, wie er unlängst zu 20 Minuten sagte. Konkret hält er einen Kurs von 1.16 Franken für möglich. Andere Analysten diskutieren Werte von 1.18 Franken. Dass der Euro die 1.20-Marke knackt, ist eher unwahrscheinlich.
Wem nützt die neue Stärke des Euro?
Besonders die Schweizer Exportwirtschaft und die Industrie profitieren. Daneben wird die Schweiz für Touristen günstiger, was zu mehr Gästen in der Hotellerie führen dürfte.
Sinkt nun der Einkaufstourismus?
Die Schweiz ist das teuerste Land Europas. Nirgendwo sind die Lebenshaltungskosten höher. Damit sich der Einkaufstourismus nicht mehr lohnt, wäre eine stärkere Korrektur des Kurses nötig.
Welche wirtschaftlichen Gründe stehen hinter der Euro-Aufwertung?
Hintergrund für die Euro-Aufwertung sind die positiven Entwicklungen der europäischen Wirtschaft, die Wahl von Emmanuel Macron sowie die nachlassende Nachfrage nach dem Schweizer Franken als sicherer Hafen, sagt Commerzbank-Analystin Thu-Lan Nguyen.