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Arbeiten wir bald ohne Chefs?
ZÜRICH. Swisscom will die klassischen Chefs aus der Hierarchie streichen. Ein Experte sagt, was das den Angestellten bringt.
Die Angestellten der SwisscomAbteilung Softwarentwicklung programmieren ohne klassische Chefs, seit der Telecomriese die Abteilung umgebaut hat. Demnach werden klassische Führungsaufgaben wie Meetings leiten oder Personal rekrutieren auf verschiedene Mitarbeitende verteilt. Laut «Blick» will die Swisscom bis in zehn Jahren die Hälfte ihrer 18 000 Angestellten nach dem Grundsatz der «agilen Organisation» führen.
Noch weiter geht das Modell der Holokratie, das laut Sprecherin Sabrina Hubacher bei der Swisscom in der Personalabteilung bereits umgesetzt ist: Abteilungen werden dabei in sogenannten Kreisen organisiert. Innerhalb des Kreises können die Angestellten gleichberechtigt entscheiden. Einen direkten Chef gibt es zwar nicht mehr, doch jeder Kreis muss dem ihm übergeordneten Kreis über seine Arbeit Rechenschaft ablegen.
Personal-Experte Matthias Mölleney begrüsst es, dass mit Swisscom ein gewichtiger Arbeitgeber auf neue Arbeitsformen setzt und sich darüber Gedanken macht, wie man in der digitalen Arbeitswelt Talente anlocken kann. Ein Vorteil des holokratischen Modells sei, dass die Angestellten mehr mitbestimmen könnten. Im Gegenzug fordere es aber viel Disziplin und Eigenständigkeit und entspreche nicht jedem Angestellten. Er glaubt deshalb, dass nur eine Minderheit der Firmen, etwa Werbeagenturen und IT-Firmen, dieses Modell wählen werden. «Auf dem Bau oder im Detailhandel, also bei Tätigkeiten mit starren Abläufen, wird es weiterhin traditionelle Hierarchien brauchen», sagt Mölleney.