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Plastik verdauende Raupe verdaut gar kein Plastik
MAINZ. Die Raupen einer Mottenart könnten unser Müllproblem lösen, hofften Forscher – umsonst.
Die Meldung spanischer Forscher ging um die Welt: Die Raupen der Grossen Wachsmotte fressen den Kunststoff Polyethylen nicht nur, sondern verdauen ihn auch. Der Kunststoff wird überwiegend für Plastiksäcke eingesetzt und gilt als biologisch kaum abbaubar. Die Erkenntnis habe das «Potenzial für bedeutende biotechnologische Anwendungen», schrieb das Team der Universidad de Cantabria im Fachjournal «Current Biology».
Doch die Freude währte nur kurz: Die Resultate der Spanier hielten einer Überprüfung durch Forscher um Till Opatz von der Johannes-GutenbergUniversität Mainz nicht stand. Zwar frässen die Tiere das Plastik. Aber es gebe keine Hinweise, dass die Raupen das Plastik auch verdauten. Alles deute darauf hin, dass das Plastik unverändert wieder ausgeschieden werde.
Auf die neuen Ergebnisse reagierten die Spanier mit einer Gegendarstellung. Demnach bedürfen die Abbauprodukte der Raupenverdauung weiterer Nachforschungen. Das hätte aber den Rahmen ihrer Studie gesprengt. Laut Opatz eine Ausrede: Die entsprechenden Experimente und die Gegendarstellung hätten sein Team nur vier Tage gekostet, sagte er dem SWR. Weiter äusserte er Kritik an dem «zunehmenden Druck in der Wissenschaft», der Forscher dazu bringe, Sensationsmeldungen zu schaffen, um Forschungsgelder zu erhalten.