20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
«Er könnte Tessiner Probleme lösen»
MONTAGNOLA. Die Freude über Ignazio Cassis’ Sieg in seinem Dorf ist riesig. Doch auch die Erwartungen sind hoch.
Nicht nur in Bern feierten die Cassis-Fans ihren Bundesrat ausgelassen. Korken knallten auch am Public Viewing in Montagnola, dem Wohnort des neuen Magistraten. «Alza il tuo bicchiere» (Hebe dein Glas) sangen die Gäste und stiessen überglücklich an.
«Jetzt bin ich stolz, Schweizer zu sein», sagt Davide Foglia, Parteipräsident der FDP in Collina d’Oro, zu 20 Minuten. Nirgendwo könne die Bevölkerung die Regierung so stark beeinflussen wie in der Schweiz. «Mit Ignazio Cassis haben wir im Bundesrat eine Person, die unsere Besonderheiten und Denkweisen kennt.» Er sei «einer von ihnen». Maristella Polli, Vizepräsidentin der FDP Tessin, kam vor lauter Anstossen kaum zum Champagner. «Ich bin stolz, dass er es in den Bundesrat geschafft hat!» Endlich könne das Tessin im Bundesrat als Kanton ernst genommen werden. Besucherin Magda Franchini-Mombelli jubelte: «Viva il Ticino!» Sergio Luisoni erwartet mit Freude Cassis’ Rückkehr. «Wir empfangen ihn mit einem grossen Fest.» Auch für Giorgio Cattaneo, Vize-Bürgermeister von Collina d’Oro, fielen die Würfel wie gewünscht. «Cassis kann als Tessiner die Politiker in Bern viel besser von unseren Anliegen überzeugen», sagt er.
Zu schaffen machen vielen Tessinern die italienischen Grenzgänger. Als Folge kämpfen sie mit tiefen Löhnen und Arbeitslosigkeit. «Ich hoffe, dass er im Dialog mit Italien diese Probleme lösen kann», sagt Amilcare Franchini. Sorgen bereiten dem Tessin auch der schlechte ÖV, überlastete Strassen und dass viele Junge in der Deutschschweiz studieren müssen.