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Kosovare outet sich: So reagieren die Eltern
ZÜRICH. Pascal Pajic ist schwul, Juso-Politiker und Kosovo-Serbe. Er erzählt, wie krass sein Umfeld auf sein Outing reagiert hat.
«Als Kosovo-Serbe fiel mir das Outing schwer», sagt der 25-jährige Pascal Pajic. Er habe sich zuerst bei Freundinnen und bei Schweizer Freunden geoutet. «Dann bei meinem Zwillingsbruder. Er war eine Riesenstütze, als ich mich mit 19 Jahren bei meinen Eltern geoutet hatte. Er war dabei und erklärte meinen Eltern immer wieder, dass das, was ich fühle, nichts Schlimmes sei.» Dennoch hätten seine Eltern die Nachricht nicht gut aufgenommen: «Mein Vater verliess kommentarlos das Zimmer. Ich konnte hören, wie er im Raum nebenan weinte.» Auch seine Mutter habe mit Tränen reagiert. «Sie brach zusammen. Ihre Reaktion war so heftig, als ob ich ihr gesagt hätte, dass ich in den nächsten zwei Wochen sterben würde.» Erst mit der Zeit hätten seine Eltern ihn akzeptiert.
Am schwersten sei ihm aber das Outing bei seinen balkanstämmigen Freunden gefallen: «Ich habe es so lange wie möglich hinausgeschoben, weil ich mir Sorgen gemacht habe», sagt Pajic. «Sie reagierten zuerst ungläubig, und dann bombardierten sie mich aber mit Fragen wie ‹Wie läuft der Sex bei Homosexuellen ab?› oder ‹Lutscht ihr euch gegenseitig den Sch***?›. Es war so befreiend, über alles mit ihnen sprechen zu können.»
Pajic führt die verbreitete Homophobie bei balkanstämmigen Schweizern darauf zurück, dass sie oft konservativer seien und die Akzeptanz für verschiedene Lebensformen geringer sei. «Viele sind in überholten patriarchalischen Denkmustern gefangen. Obwohl er sein Outing geschafft hat, kämpft Pajic weiter: «Ich will mich dafür einsetzen, dass alle Leute, auch die aus dem Balkan, mehr Verständnis für unterschiedliche Lebensmodelle aufbringen können.» Deshalb werde er auf persönlicher und politischer Ebene weiter gegen die sogenannte Queerphobie kämpfen.