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Zahl der Flüchtlinge steigt, EU hilft mit 1,5 Millionen
BIHAC. In Bosnien ist schon von einer neuen Balkanroute die Rede. Helfer warnen vor einer humanitären Krise. Jetzt zahlt die EU 1,5 Millionen Euro.
«Wir tun unser Möglichstes, stossen aber an unsere Grenzen», sagt Selam Midzic vom Roten Kreuz. Jeden Tag nimmt er etwa hundert Flüchtlinge in Empfang, die in Bihac im Nordwesten Bosnien-Herzegowinas aus Bussen steigen. Vor allem junge Männer versuchen derzeit, über die Grenze ins EU-Land Kroatien zu gelangen, das auf der sogenannten Balkanroute liegt. Über diese kamen 2015 Hunderttausende Flüchtlinge in die EU. Bosnien lag bisher abseits dieser Route, die seit März 2016 de facto geschlossen ist.
Wer aber seit Monaten in Serbien festsitze, gehe irgendwann auch ein grösseres Risiko ein und probiere neue, schwierigere Wege aus, sagt Peter van der Auweraert von der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Demnach halten sich zurzeit rund 2500 Flüchtlinge in Bosnien auf. Seit Anfang Jahr wurden nach offiziellen Angaben mehr als 5500 illegal Eingereiste erfasst. Versorgt werden sie von Freiwilligen. Der Staat stelle «kein Essen, keine Medikamente, absolut nichts» bereit, so eine Helferin. «Die humanitäre Situation wird schlechter», sagt auch van der Auweraert.
Jetzt stellt die EU Bosnien 1,5 Millionen Euro bereit. Die Zahl der Flüchtlinge in dem kleinen Balkanland sei gestiegen und mache ein rasches Handeln notwendig, sagte der zuständige EU-Kommissar gestern. Bosniens Sicherheitsminister hatte den Nachbarländern am Mittwoch vorgeworfen, nicht genug gegen illegale Einreisen zu tun.