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Darum hat Kim Jong-un am meisten gewonnen
SINGAPUR. Der US-Präsident hat von Nordkoreas Machthaber das erneute Versprechen für eine atomare Abrüstung erhalten – jedoch ohne konkreten Fahrplan.
Vor sieben Monaten noch unvorstellbar, haben US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jongun Hoffnungen auf ein Ende des Atomkonflikts und Frieden auf der Koreanischen Halbinsel genährt. Kim willigte gestern in die vollständige atomare Abrüstung ein, Trump sagte im Gegenzug «Sicherheitsgarantien» für Nordkorea zu und kündigte ein Ende der Militärmanöver mit Südkorea an. Die historische Dimension des Treffens zeigte sich auch in einem 13 Sekunden langen Händedruck. «Auf der symbolischen Ebene war das Treffen ein grosser Erfolg. Von der Substanz her ist das Ergebnis mager», sagt Nordkorea-Experte Werner Pfennig von der Freien Universität Berlin.
Konkrete Schritte, Definitionen, ein Zeitplan oder die ursprünglich von den USA geforderten Kontrollmassnahmen fehlen in der Gipfel-Erklärung (rechts). Am sehr vagen Inhalt gab es viel Kritik. Doch: «Es ging um Zielbestimmung, noch nicht darum, wie und wie schnell diese erreicht werden können», erklärt Pfennig. Positiv sei der Bezug auf den innerkoreanischen Gipfel, «denn es darf keinen Alleingang zwischen Washington und Pyongyang geben». An den Sanktionen will Trump festhalten, «bis wir sicher sind, dass die Atombomben keine Grösse mehr sind». Das sensible Thema Menschenrechte spielte keine grosse Rolle, Trump sagte selbst, er habe das Thema nur kurz «mit Nachdruck» angesprochen. Aktivisten kritisierten, er habe «die dunkle Seite hinter der diplomatischen Reality-Show» ignoriert. Der historische Gipfel, eben nur ein erster Schritt: «Es ging um eine erste Begegnung auf der Basis von Gleichrangigkeit, um eine gute Atmosphäre für weitere Verhandlungen zu schaffen», so der Experte. Der Gewinner? «Vernunft und Verantwortungsbewusstsein», sagt Pfennig. Personenbezogen aber «hat Kim am meisten gewonnen».