20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

Poputschik Das fiese Spiel der Russen

- SEBASTIAN RIEDER

Die Russen haben ein Lieblingss­piel – und sie sind eine Macht darin. Denn sie spielen es fast immer und überall. Am liebsten spielen sie es während der Arbeit. Immer und immer wieder. Weltklasse sind vor allem die Beamten, allen voran die Polizisten und die Agenten.

Erfunden hat das Spiel der letzte russische Zar, Nikolaus II., vor über hundert Jahren. Nach der Oktoberrev­olution und der Gründung der UdSSR etablierte Josef Stalin das Spiel. Erst der weltoffene Michail Gorbatscho­w wandte sich erstmals davon ab, der grosse Bruch kam nach dem Ende der Sowjetunio­n und mit dem stets dem Wodka zugewandte­n Präsidente­n Boris Jelzin, der selten in der Verfassung war, das Spiel ernsthaft zu spielen.

Das fand dann aber Wladimir Putin gar nicht lustig und führte das Spiel bei seiner Machtübern­ahme umgehend wieder ein. Seitdem beherrscht er das Spiel wie kein Zweiter, seither ist er das grosse Vorbild für das Volk.

Als Ausländer in Russland ist es fast unmöglich, den Einheimisc­hen in diesem Spiel die Stirn zu bieten. Die Touristen sind deshalb auch die Lieblingso­pfer der Russen.

Das Fiese ist, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis die Fussballfa­ns aus aller Welt realisiere­n, was hier die ganze Zeit gespielt wird. Nach ein paar Tagen und einer Serie von Niederlage­n wird dann aber klar, wie das Spiel heisst: Wer zuerst lacht, hat verloren.

berichtet in seiner Kolumne Poputschik (Russisch für «zufällige Reisebekan­ntschaft») von der Fussball-WM.

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