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In Grossraumbüros sinkt die Produktivität
ZÜRICH. Unternehmen wollen mit offenen Büros Interaktion und Produktivität fördern. Nur funktioniert es nicht recht.
Einzelbüros und fixe Arbeitsplätze sind out. Der letzte Schrei sind Grossraumbüros und Open Workspaces. Das soll bei den Mitarbeitern die Interaktion, Produktivität und Kreativität fördern. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie eine Studie der Universität Harvard zeigt. Demnach sind Grossraumbüros Kommunikationskiller: Sie ersticken die persönlichen Gespräche im Keim, sodass die Interaktion zunehmend elektronisch stattfindet.
Für ihre Studie begleiteten die Autoren zwei grosse USUnternehmen beim Umzug der Angestellten von Einzel in Grossraumbüros. Jeweils vor und nach dem Umzug wurde beobachtet, wie die Mitarbeiter untereinander kommuni zieren. Während die persönlichen Gespräche um über 70 Prozent abnahmen, legte die Kommunikation per EMail und Chat um knapp 70 Prozent zu. Redeten die Mitarbeiter vor dem Umzug noch 5,8 Stunden pro Tag miteinander, waren es nachher noch 1,7 Stunden.
Laut den Wissenschaftlern fühlen sich die Mitarbeiter im Grossraumbüro beobachtet und belauscht. Daher wählen sie den PC als Kommunikationsmittel. Wie die Studie aber zeigt, schränkt das lange Schreiben von Mails die Produktivität ein. Die Gespräche sind weniger informativ und tiefgründig. Zudem sorgt die offene Architektur für Reizüberflutung und Ablenkung.
Für Arbeitspsychologe Felix Frei ist es wichtig, dass Mitarbeiter im Büro mehr oder weniger frei plaudern können. Small Talk sei wichtig für den sozialen Kitt. «Ohne Lästern gibt es kein Arbeitsleben.»