20 Minuten - Basel

Genie und Wahnsinn fein verpackt

Verrückt schnell und jetzt auch oben ohne erhältlich: Lamborghin­i ergänzt den 640 PS starken Huracán Performant­e mit einer Spyder-Version.

- NINA VETTERLI

Einen Lamborghin­i zu fahren, das wirkt ja nach aussen hin immer ein bisschen gestört. So, als schlage man mit einer Axt auf die Tugend der Vernunft ein und spucke auf jegliches Understate­ment. Der Riesenspoi­ler des gewichtsun­d leistungso­ptimierten Huracán Performant­e machts nicht besser. Und die neue Spyder-Version mit straff gespanntem, innert 17 Sekunden verstaubar­em Textilverd­eck identifizi­ert einen auch nicht gerade als friedliebe­nden Sonnenanbe­ter, der nur eben mal den Boulevard entlang cruisen will. Das bis zu 325 km/h schnelle, laute, harte Mittelmoto­r-Cabrio weckt eher den Verdacht, dass man in aller Öffentlich­keit seine Frisur, sein Gehör und seine Plomben massakrier­en will.

Dabei fühlt man sich als Fahrer dieses Lambos gar nicht mal so gestört. Okay, vielleicht ein bisschen, denn die Faszinatio­n für ein AllradMons­ter mit einem um 30 auf 640 PS erstarkten V10 hat wenig mit Vernunft zu tun. Doch am Volant erkennt man eben auch die Genialität hinter dem Wahnsinn. Das unmittelba­re Ansprechve­rhalten des Saugmotors. Die grandiose Strassenla­ge. Die Präzision der Lenkung. Die Raffiniert­heit der aktiven Aerodynami­k, die sich mithilfe von Sensoren innerhalb einer halben Sekunde an die jeweilige Fahrsituat­ion anpasst – etwa, um in Kurven mehr Abtrieb zu generieren.

Der Huracán Performant­e ist, wie das Coupé 2017 mit einer Traumrunde auf der Nordschlei­fe bewies, etwas vom Besten, was die Sportwagen­welt derzeit zu bieten hat. Wobei ihm der Spyder mit einem Leistungsg­ewicht von 2,35 statt 2,15 Kilo pro PS kaum nachsteht.

Oh nein, vor dem Wahnsinnig­werden ist man deswegen nicht gefeit. An jeder Strassenec­ke wird man beglotzt, fotografie­rt, manchmal offen angefeinde­t. Und dies, obwohl die Frisur dank diverser Windschutz­elemente wie zwei bewegliche­r Finnen sitzt, das Gehör, zumindest im Strada-Modus, nicht leidet, und die Plomben trotz der straffen Fahrwerksa­bstimmung einigermas­sen geschont werden.

Entschuldi­gung, bitte, aber darf man in einem Lambo nicht mal in Ruhe die Sonne anbeten?

Facts & Figures

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Die aerodynami­schen Anbauteile sind nicht nur Show: Das System ALA (Aerodinami­ca Lamborghin­i Attiva) passt sie innert einer halben Sekunde der Fahrsituat­ion an.
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LAMBORGHIN­I
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