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«Bürgerdienst soll das Wir-Gefühl in unserer Gesellschaft stärken»
ZÜRICH. 250 Tage Dienst am Staat – egal ob in der Armee oder bei der Feuerwehr: So will ein Thinktank das Milizsystem retten.
Der Feuerwehr laufen die Mitglieder davon, in den Gemeinden fehlen die Milizpolitiker, und die Schweizer Bevölkerung wird immer älter und damit pflegebedürftiger. Der Thinktank Avenir Suisse will nun eine Lösung für all diese Probleme gefunden haben: den allgemeinen Bürgerdienst. Während einem Jahr soll jeder zwischen dem 20. und 70. Lebensjahr Dienst am Staat leisten – Männer und Frauen, Schweizer und Ausländer. Laut Avenir Suisse bröckelt das Milizsystem, weil sich immer weniger Bürger freiwillig engagieren. «Der Dienst soll das Wir-Gefühl in unserer Gesellschaft stärken und den Trend zur Individualisierung aufhalten», sagt Tibère Adler, Directeur romand bei Avenir Suisse.
Auch Travailsuisse zeigt sich angetan. Durch den Bürgerdienst könne die Betreuungsarbeit, die heute mehrheitlich von Frauen unentgeltlich geleistet werde, anerkannt und entschädigt werden, so Präsident Adrian Wüthrich.
Die Milizorganisation Giardino hält nichts von der Idee. Sprecher Markus Müller sagt, dass ein allfälliger Bürgerdienst die Armee schwächen würde: «Haben die Leute die Wahl, ob sie ihr Leben für die Sicherheit aller geben wollen oder lieber einer einzelnen Person helfen möchten, werden sich die meisten für die zweite Option entscheiden.» Auch die Schweizerische Offiziersgesellschaft hält die Idee für zu idealistisch, wie ihr Präsident Stefan Holenstein sagt. «Wir setzen uns für die Einführung des norwegischen Modells ein, das auch Frauen zum Militärdienst verpflichtet.»