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Sprungers Problem mit Selfies
ZÜRICH. Die Saison war lang. Und die Müdigkeit war einigen Athleten, die in diesem Jahr besonders viel geleistet haben, im Letzigrund definitiv anzumerken. Auch Lea Sprunger, die die Schweizer Sportfans an der EM in Berlin mit ihrer Goldmedaille über 400 m Hürden so sehr entzückt hatte. Zu einem Exploit bei Weltklasse Zürich war sie nicht mehr fähig. Sprunger erreichte in 55,36 Sekunden Rang 6. Den Diamond-League-Jackpot holte sich Olympiasiegerin Dalilah Muhammad (USA) mit ihrem Sieg in 53,88 Sekunden.
«Es war kein sauberer Lauf, aber ich bin trotzdem zufrieden», sagte die Waadtländerin. Sie habe versucht, die positive Energie des Publikums auf die Bahn zu bringen. Und dieses liess die Europameisterin bei ihrer Ehrenrunde nach dem Rennen fast nicht mehr gehen. «Es ist schön, aber auch schwierig – ich kann nicht bei allen Ja zu einem Selfie und einem Autogramm sagen.»
Dafür kann Sprunger nun die Ferien antreten. Und diese führen sie ans andere Ende der Welt: nach Neuseeland. Sie scheine in diesem Jahr ein Abonnement auf diesen Platz zu haben, meinte Kambundji. Doch dieses Mal konnte sie darüber lachen. Ganz im Gegensatz zur EM in Berlin, wo ihre drei vierten Plätze (100m, 200 m, Staffel) bedeuteten, dass sie ohne Medaille und enttäuscht die Heimreise antreten musste. «Dieses Mal ist es eine Überraschung und positiv», so die Bernerin. Sie schlug sich mit ihren 11,14 in einem Klassefeld über 100 m ausgezeichnet. «Es ist cool, dass mir das vor dem Heimpublikum gelang», sagte Kambundji. Der Sieg ging an die Ivorerin Murielle Ahouré in 11,01. Dina Asher-Smith, der neue Darling des Sprints aus England, die dreifache Europameisterin von Berlin, musste sich um sieben Hundertstel distanzieren lassen und mit Rang 2 zufriedengeben.
Herausragend schlug sich Kambundji auch mit ihren Staffel-Kolleginnen Ajla Del Ponte, Sarah Atcho und Salomé Kora über 4 mal 100 m: Rang 2, einzig geschlagen von den britischen Europameisterinnen um Asher-Smith.
Nur ein Rennen bestritt Alex Wilson. Über 200 m wurde der EM-Dritte in 20,40 Sechster. Der Sieg ging an den 21-jährigen US-Shootingstar Noah Lyles in 19,67. «Die Saison ist fertig, und ich bin auch fertig, es ist Zeit für Ferien», sagte der Basler hinterher. In diese verabschiedete sich der beliebte Showman jedoch nicht, ohne mit dem Publikum zu feiern, die Welle anzureissen und auch noch seine Schuhe zu verschenken. Via Mikrofon liess Wilson die Fans im Letzigrund wissen: «Danke Zürich, ihr seid die Geilsten!»