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Laut Kanye verwechsel­n wir Insta-Likes mit echter Liebe

ZÜRICH. Fehlende Likes könnten für unsichere Personen zur Belastung werden, so ein Experte. Ein anderer hebt ihre Bedeutung hervor.

- JULIA KÄSER

Kanye West wehrt sich gegen öffentlich­e Likes auf Social Media (siehe rechts). Experten streiten nun, ob die digitalen Herzchen und Daumen-hoch-Gesten sinnvoll oder gefährlich sind. «Was die Anzahl Likes oder Follower, die wir haben, mit uns macht, ist ambivalent. Einerseits kann es unser Wohlbefind­en fördern, wenn wir viele Likes erhalten, anderersei­ts verstärken Likes den sozialen Druck», sagt Medienpsyc­hologe Daniel Süss. Erhalte jemand wenig Likes, könne sich diese Person missachtet und blossgeste­llt fühlen. Die Möglichkei­t, die Like- oder Followerza­hl zu verbergen, befürworte er deshalb. Die Reaktionen und der Zuspruch, die wir im realen Alltag erhielten, seien aber noch immer wichtiger als die Likes auf Insta und Co. «Wenn jemand ein tiefes Selbstwert­gefühl hat, weil er im direkten Kontakt nie viel Selbstvert­rauen aufbauen konnte, kann es schwierig sein, wenn man wenige Likes erhält», sagt Süss.

Medienpsyc­hologe Stefan Caduff hält die gesellscha­ftliche Rolle von Likes fest: «Hat etwas viele Likes, dann gefällt es. Hat jemand viele Follower, dann interessie­rt die Meinung dieser Person. Social Media ermögliche­n uns so ganz einfach den Austausch mit anderen und hilft uns dabei, zu erkennen, was angesagt ist und wie etwas ankommt.» Die beiden Experten sind sich in einem Punkt aber einig: Die Behauptung von Kanye, dass fehlende Likes als alleiniger Grund zum Suizid führten, sei falsch.

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Thomi (31) aus Zürich
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«Wenn wir die Likes abschaffen, konzentrie­ren die Leute sich endlich mal wieder auf das Wesentlich­e.»

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