20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Kein Warnsystem: Über 830 Tote nach Tsunami
JAKARTA. Indonesiens Behörden rechnen nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe mit noch viel mehr Toten. Kritik gibt es am Warnsystem.
Mehr als 830 Tote, über 500 Verletzte, Dutzende Vermisste: So lautet die offizielle Zwischenbilanz nach den Erdbeben und dem Tsunami in Indonesien vom Freitag. Die Regierung fürchtet, die Zahl der Todesopfer gehe in die Tausende. Laut Berichten sind darunter auch Ausländer. Auf betroffene Schweizer hatte das EDA auf Anfrage gestern keine Hinweise.
Zunehmend wird Kritik laut: Das bestehende Tsunami-Warnsystem soll nicht funktioniert haben. Viele Bewohner wurden am Strand der Küstenstadt Palu auf Zentral-Sulawesi von dem Tsunami überrascht. Dort sollte ein Festival stattfinden. Katastrophenschutz Sprecher Sutopo Nugroho sagte: «Es gab keine Sirene. Viele Menschen waren sich der Gefahr nicht bewusst.» Die Erdbeben hatten sich vor der Westküste Sulawesis ereignet. Das schwerste mit Stärke 7,5 löste einen Tsunami aus. Eine Warnung wurde ausgegeben, aber nach einer halben Stunde wieder aufgehoben – laut Kritikern viel zu früh. Die bis zu drei Meter hohe Flutwelle richtete grosse Verwüstungen an.
Von mehreren betroffenen Gebieten gab es noch keine Informationen. In der Bevölkerung wuchs die Verzweiflung: «Wir haben nichts zu essen, nichts», sagte ein Mann, der einen Supermarkt plünderte. In einem Gefängnis kam es zu einem Aufstand. Die Insassen wollten ihre Angehörigen suchen und legten Feuer. Mindestens 100 Gefangene konnten so flüchten.