Deutsche Geschichte in Gemälden erzählt
Kraftvolles Drama mit Thriller-Touch von Florian Henckel von Donnersmarck.
Dresden im Jahr 1937: Kurt Bamert (Cai Cohrs) ist sechs Jahre alt, als er von seiner jungen Tante Elisabeth May (Saskia Rosendahl) mittels freizügiger Schocktherapie an die moderne Kunst herangeführt wird. Als dieselbe Elisabeth wenig später vom NaziArzt Carl Seeband (Sebastian Koch) zur Frau mit gespaltener Persönlichkeit gestempelt und in die Gaskammer geschickt wird, prägt ihn dieses Trauma selbst im Erwachsenenalter.
Als staatlicher Freskenmaler in der DDR verdient Kurt (Tom Schilling) zwar Geld, doch sein wahres Künstler-Ich fühlt sich zu höheren, freidenkerischen Sphären berufen. Als er sich in die Modestudentin Ellie (Paula Beer) verliebt, schliesst sich ein Kreis in einer Form, die er nie für möglich gehalten hätte.
So schnell der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck mit dem DDR-Drama «Das Leben der Anderen» 2006 zu Oscar-Ruhm gelangt war, so schnell endeten alle Ehren mit dem Top-Flop «The Tourist» von 2010. Sein Künstlerdrama «Werk ohne Autor» orientiert sich zwar am Leben des Künstlers Gerhard Richter, erzählt aber eine rein fiktive Geschichte. So ist er nicht ans enge Korsett biografischer Daten gebunden, sondern kann sein Epos nach Herzenslust auf die Leinwand feuern.
Bei vielen Szenen erkennt man seine Freude am Kino: Donnersmarck inszeniert etwa den Abschied von Elisabeth, aber auch künstlerischen Freisinn mit Bildern, die man nicht so schnell vergisst. Ob hupende Busse, wiederkehrendes Fingerspiel vor den Augen oder feine Ironie («Drei Liter»), dieses Künstlerdrama fasziniert trotz einiger Längen von Anfang bis Schluss. Das 188-minütige Ausharren lohnt sich. ★★★★★