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Trotz Wirtschaftsboom gibts kaum mehr Lohn
ZÜRICH. Die Wirtschaft ist im Hoch. Die Angestellten merken davon nicht viel: Die Lohnerhöhungen sind bescheiden, der Rest fällt der Teuerung zum Opfer.
ZÜRICH. Der Schweizer Wirtschaft geht es bestens: Konjunkturforscher der ETH Zürich rechnen mit einem weiteren Wachstum. Dadurch steigt die Beschäftigung markant, es hat viele offene Jobs. Nur bei den Löhnen mache sich der Wirtschaftsboom nicht bemerkbar, sagt Andreas Kühn von Lohn.ch. Die bescheidenen Lohnerhöhungen werden von der Teuerung zunichtegemacht.
In der Schweizer Wirtschaft läufts – und zwar so gut, dass sich ansonsten eher trockene Ökonomen begeistern lassen. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum 2018 erhöht – auf «beachtliche» 2,9 Prozent, so die Wortwahl. Für 2019 gibts ein «solides» Plus von 2 Prozent.
Bei den Löhnen wird die Hochkonjunktur nicht ankommen. «Die Firmen werden sich mit Erhöhungen zurückhalten», sagt Andreas Kühn, der mit seiner Firma Know.ch Lohnprognosen erstellt. Auch die CS erwartet keine grossen Sprünge. Sie prognostiziert zwar für 2019 eine nominale Lohnerhöhung von 1 Prozent. «Real wird aber nicht viel mehr im Portemonnaie der Arbeitnehmer sein», schreibt die Bank. Schuld ist die Teue- rung, sprich: steigende Konsumentenpreise. Sie fressen die ohnehin schon bescheidenen Lohnerhöhungen wieder weg. Die CS schätzt das reale LohnPlus im kommenden Jahr auf 0,3 Prozent. «Die Kaufkraft wird kaum zunehmen», bestätigt KOF-Ökonom Michael Siegenthaler. 2018 werden die um die Teuerung bereinigten Löhne sogar um 0,2 Prozent sinken. «Letztlich ist das eine Stagnation.»
Weil die Preise wieder anziehen, werden sich die Schweizer daran gewöhnen müssen, dass ihr Geld weniger wert ist. Das ist eine Trendwende: Von 2010 bis 2017 war die Teuerung negativ, die Kaufkraft stieg – trotz unterdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum.