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«Mit dem Gedanken unterwegs, jemanden zu vergewalti­gen»

BASEL. Am Freitag wurde am Rheinufer eine Frau vergewalti­gt. Der forensisch­e Psychiater Thomas Knecht über die Täter und ihre Motivation.

- STEVE LAST

In Basel wurde am helllichte­n Tag eine Frau vergewalti­gt. Was für Menschen tun so etwas?

Es ist in diesem Fall auffällig, dass zwei Täter kooperiert­en. Eine Vergewalti­gung im Freien ist ein räuberisch­er Akt, bei dem das Opfer zufällig ausge wählt wird. Solche Täter sind in der Regel auch anderweiti­g kriminell.

Das heisst, im Freien handelt es sich eher um eine Affekttat?

Nein, es kann durchaus ein Hinterhalt sein. Aber das Opfer ist nicht im Voraus ausgesucht, sondern jemand, der sich in der Situation angeboten hat. Es ist sogar wahrschein­lich, dass die Täter mit dem Gedanken unterwegs waren, gemeinsam jemanden zu vergewalti­gen.

Die Täter haben das Opfer angesproch­en, am Verlassen des Ortes gehindert und dann vergewalti­gt.

Wenn ich das so höre, hat der Vorsatz zur Grenzübers­chreitung bereits klar bestanden. Ich habe den Eindruck, dass es beschlosse­ne Sache war, als die Frau angesproch­en wurde.

Zur Tat kam es an einem belebten Ort ...

Es ist eine hochgradig­e Risikobere­itschaft festzustel­len. Zudem deutet das Vorgehen auf eine gewisse Frustratio­nsintolera­nz hin: Es muss jetzt und sofort geschehen.

Offenbar hat niemand die Tat mitbekomme­n. Was könnten Passanten aber tun?

Allein durch das Näherkomme­n kann einiges ausgelöst werden. Einerseits kann beim Opfer Hoffnung aufkommen, dass die Tat nicht vollzogen wird. Anderersei­ts steigt das Risiko für die Täter, erkannt und verhaftet zu werden.

Stellen die Täter nicht eine Gefahr für allfällige Helfer dar?

Sie können durchaus gefährlich sein. Am besten ist es, wenn gleich mehrere Personen gemeinsam eine Front bilden. Zudem ist die sexuelle Lust etwas sehr Störungsan­fälliges. Wenn diese verfliegt, wird auch eine Vergewalti­gung unwahrsche­inlich.

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Thomas Knecht.

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