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«Mit dem Gedanken unterwegs, jemanden zu vergewaltigen»
BASEL. Am Freitag wurde am Rheinufer eine Frau vergewaltigt. Der forensische Psychiater Thomas Knecht über die Täter und ihre Motivation.
In Basel wurde am helllichten Tag eine Frau vergewaltigt. Was für Menschen tun so etwas?
Es ist in diesem Fall auffällig, dass zwei Täter kooperierten. Eine Vergewaltigung im Freien ist ein räuberischer Akt, bei dem das Opfer zufällig ausge wählt wird. Solche Täter sind in der Regel auch anderweitig kriminell.
Das heisst, im Freien handelt es sich eher um eine Affekttat?
Nein, es kann durchaus ein Hinterhalt sein. Aber das Opfer ist nicht im Voraus ausgesucht, sondern jemand, der sich in der Situation angeboten hat. Es ist sogar wahrscheinlich, dass die Täter mit dem Gedanken unterwegs waren, gemeinsam jemanden zu vergewaltigen.
Die Täter haben das Opfer angesprochen, am Verlassen des Ortes gehindert und dann vergewaltigt.
Wenn ich das so höre, hat der Vorsatz zur Grenzüberschreitung bereits klar bestanden. Ich habe den Eindruck, dass es beschlossene Sache war, als die Frau angesprochen wurde.
Zur Tat kam es an einem belebten Ort ...
Es ist eine hochgradige Risikobereitschaft festzustellen. Zudem deutet das Vorgehen auf eine gewisse Frustrationsintoleranz hin: Es muss jetzt und sofort geschehen.
Offenbar hat niemand die Tat mitbekommen. Was könnten Passanten aber tun?
Allein durch das Näherkommen kann einiges ausgelöst werden. Einerseits kann beim Opfer Hoffnung aufkommen, dass die Tat nicht vollzogen wird. Andererseits steigt das Risiko für die Täter, erkannt und verhaftet zu werden.
Stellen die Täter nicht eine Gefahr für allfällige Helfer dar?
Sie können durchaus gefährlich sein. Am besten ist es, wenn gleich mehrere Personen gemeinsam eine Front bilden. Zudem ist die sexuelle Lust etwas sehr Störungsanfälliges. Wenn diese verfliegt, wird auch eine Vergewaltigung unwahrscheinlich.