20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Wie viel Geld soll man Obdachlosen spenden?
ZÜRICH. Auch in der Schweiz kämpfen Menschen auf der Strasse ums Überleben. Wie kann man ihnen helfen – und welcher Betrag ist zu tief?
Als eine 20-Minuten-Leserin einem Obdachlosen Luxemburgerli schenken wollte, kamen diese postwendend zurück. «Er schmiss sie mir gleich wieder an», sagt sie. Ein anderer Leser wurde schroff angegangen, als er einem Obdachlosen 10 Rappen geben wollte. Wann ist eine Spende hoch genug – und was brauchen die Obdachlosen wirklich?
Claudia (46) lebt in Zürich seit drei Jahren auf der Strasse. «10 Rappen sind ein Anfang. Wenn du den ganzen Tag dran bist, sieht das Endergebnis ganz in Ordnung aus», sagt sie. An guten Tagen sammle sie bis zu 100 Franken, an schlechten auch einmal nur fünf. Obdachlose, die Kleingeld nicht annehmen, hätten es auch nicht nötig: «Ich finde es respektlos, wenn man die Spende nicht annimmt.»
Eine andere Meinung vertritt Paul Rubin vom Basler Tageshaus für Obdachlose. «Mit ein paar Rappen kommt ein Bettler nicht weiter.» Essen könnten sich Obdachlose auch gratis besorgen, daher sei es empfehlenswert, Geld zu geben. Teilweise werde das Geld für die Notschlafstelle verwendet, meistens werde es allerdings für Suchtmittel ausgegeben. Aber nicht nur Süchte führen in die Obdachlosigkeit. Oft seien die Gründe auch auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Ob man einem Obdachlosen direkt oder über eine Organisation Geld geben wolle, sei eine individuelle Entscheidung. Trotzdem: «Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig geben.»