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«Ich lag nur noch im Bett herum»
BASEL. Mit dem Herbst kommt die Zeit der Winterdepressionen. Eine Betroffene und ein Experte erzählen, wie man damit umgehen kann.
«Früher dachte ich, ich sei einfach kein Wintermensch», erzählt Lena. Dass Winterdepressionen ein ernst zu nehmendes Problem für sie sind, realisierte die 26-Jährige erst, als sie ab Oktober kaum noch die Wohnung verliess. «Ich antwortete auf keine Nachrichten mehr, lag nur emotionslos im Bett herum und verlor den Kontakt zu meinem Umfeld. Erst durch einen Besuch beim Psychologen wurde mir bewusst, dass ich unter einer Krankheit leiden könnte.»
Ausgelöst werden Winterdepressionen durch eine Störung im Melatonin- und SerotoninStoffwechsel – meistens durch den Mangel an Licht. Werden schwerwiegende Winterdepressionen nicht behandelt, können sie in eine klassische Depression übergehen. Und selten ist die Störung nicht: Rund 160 000 Menschen in der Schweiz sind davon betroffen.
Lena nutzt für die Therapie das in der Pflanzenheilkunde gern als Antidepressivum empfohlene Johanniskraut – was ihr half, depressive Muster zu durchbrechen. «Eine sehr wirksame Behandlung ist die Lichttherapie, bei der sich Betroffene regelmässig für 30 bis 60 Minuten einer Lichtquelle mit bis zu 10000 Lux aussetzen», sagt Marc Schmid, leitender Psychologe an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel.
Dass Betroffenen der soziale Kontakt schwerfallen kann, weiss Schmid: «Es ist im Winter vielleicht wichtiger, sich zu freudvollen und geselligen Aktivitäten fest zu verabreden, da man sich nicht so leicht spontan trifft», sagt Schmid weiter.