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«Ich lag nur noch im Bett herum»

BASEL. Mit dem Herbst kommt die Zeit der Winterdepr­essionen. Eine Betroffene und ein Experte erzählen, wie man damit umgehen kann.

- DAVID NÄGELI

«Früher dachte ich, ich sei einfach kein Wintermens­ch», erzählt Lena. Dass Winterdepr­essionen ein ernst zu nehmendes Problem für sie sind, realisiert­e die 26-Jährige erst, als sie ab Oktober kaum noch die Wohnung verliess. «Ich antwortete auf keine Nachrichte­n mehr, lag nur emotionslo­s im Bett herum und verlor den Kontakt zu meinem Umfeld. Erst durch einen Besuch beim Psychologe­n wurde mir bewusst, dass ich unter einer Krankheit leiden könnte.»

Ausgelöst werden Winterdepr­essionen durch eine Störung im Melatonin- und SerotoninS­toffwechse­l – meistens durch den Mangel an Licht. Werden schwerwieg­ende Winterdepr­essionen nicht behandelt, können sie in eine klassische Depression übergehen. Und selten ist die Störung nicht: Rund 160 000 Menschen in der Schweiz sind davon betroffen.

Lena nutzt für die Therapie das in der Pflanzenhe­ilkunde gern als Antidepres­sivum empfohlene Johanniskr­aut – was ihr half, depressive Muster zu durchbrech­en. «Eine sehr wirksame Behandlung ist die Lichtthera­pie, bei der sich Betroffene regelmässi­g für 30 bis 60 Minuten einer Lichtquell­e mit bis zu 10000 Lux aussetzen», sagt Marc Schmid, leitender Psychologe an den Universitä­ren Psychiatri­schen Kliniken Basel.

Dass Betroffene­n der soziale Kontakt schwerfall­en kann, weiss Schmid: «Es ist im Winter vielleicht wichtiger, sich zu freudvolle­n und geselligen Aktivitäte­n fest zu verabreden, da man sich nicht so leicht spontan trifft», sagt Schmid weiter.

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20 MINUTEN TILLLATE Hat erkannt, dass sie unter einer Winterdepr­ession leidet: Die 26-jährige Lena.

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