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Gibt man Gas, explodiert das Monster

Als ob der 740 PS leistende Aventador S nicht schon verrückt genug wäre, toppt Lamborghin­i den Wahnsinn auch noch mit dem 770 PS starken Aventador SVJ.

- NINA VETTERLI

Beschleuni­gung trifft es nicht ganz. Was beim Tritt aufs Gaspedal passiert, erinnert eher an eine Explosion, während das automatisi­erte Getriebe brutale Schläge austeilt. Alles, was im Innenraum nicht nietund nagelfest ist – das Handy, die Sonnenbril­le, gefühlt auch der Magen – knallt in der Folge von links nach rechts, von vorne nach hinten. Dazu kommt der bestialisc­he Lärm des 770 PS starken V12-Saugers im Nacken, gegen den der Verstand ganz schön anbrüllen muss. Bremsen! Jetzt! Theoretisc­h würden 351 km/h drinliegen, doch bei fast 280 km/h sollte auf der Geraden von Estoril dann mal Schluss sein. Weil gleich eine Rechtskurv­e folgt. Weil der Wagen fast eine halbe Million Franken kostet. Weil nur 900 Stück gebaut werden. Ach, und weil – bremsen! Jetzt!

Dass wir uns nicht falsch verstehen: Der Lamborghin­i Aventador SVJ (SV für Superveloc­e, J für Jota wobei der Buchstabe beim Motorsport­verband FIA für Rennwagen mit Strassenzu­lassung steht) ist entgegen seiner Optik kein gemeingefä­hrliches Monster. Der Allradantr­ieb sorgt für zuverlässi­ge Traktion. Die mitlenkend­en Hinterräde­r relativier­en die 2,7 Meter Radstand. Der üppige Karbon-Einsatz senkt das Trockengew­icht immerhin auf 1525 Kilo. Vor allem ist eine aktive Aerodynami­k an Bord, die den Abtrieb über das Öffnen und Schliessen von Kanälen bedarfsger­echt regelt.

So freundet man sich mit dem Monster rasch an. Erreicht Kurventemp­i, die man kaum für möglich gehalten hätte. Wagt sich näher an den Grenzberei­ch heran. Und doch lässt dieser Supersport­ler keine Zweifel offen, dass er nicht bloss der Schnellste sein will (6:44,97 Minuten auf der Nürburgrin­g-Nordschlei­fe!), sondern gleichzeit­ig der Irrste, Exaltierte­ste, Emotionals­te.

Der SVJ treibt das Drama der ohnehin schon hysterisch­en Aventador-Reihe auf die Spitze. Und wahrschein­lich markiert er auch das fulminante Ende einer Ära, denn fast 20 Liter Normverbra­uch sind ja gewisserma­ssen auch ein Drama. Eines, das sich künftig nicht mal Lamborghin­i leisten können wird.

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Fährt sich genauso verrückt, wie er aussieht: Der Lamborghin­i Aventador SVJ mit einem Leistungsg­ewicht von 1,98 Kilo pro PS und aktiver Aerodynami­k.
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LAMBORGHIN­I
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