20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Ein Jude verguckt sich in eine Nichtjüdin
Das Kino-Comeback von Regisseur Michael Steiner erweist sich als komödiantischer Glücksfall.
«Haben Sie mir heute auf den Tuches geschaut, Herr Wolkenbruch?», fragt die UniStudentin Laura (süss: Noémie Schmidt) ihren jüdischen Kommilitonen Mordecai Wolkenbruch (herrlich unbeholfen: Joel Basman) oder kurz: Motti. Das brave Muttersöhnchen hat ihr beim gemeinsamen Velofahren auf den Po gestarrt. Im Umgang mit Frauen hat Motti null Erfahrung, sollte von seiner Meme (herrlich klischiert: Inge Maux) schon längst verheiratet werden, aber verguckt sich stattdessen immer mehr in eine sogenannte Schickse, also eine Nichtjüdin. Da sind familiäre Turbulenzen so sicher programmiert wie das Amen in der Synagoge, äh Kirche.
Nachdem der Regisseur Michael Steiner die Familienkomödie («Mein Name ist Eugen»), das Wirtschaftsdrama («Grounding – Die letzten Tage der Swissair»), die Bauernsage («Sennentuntschi»), ja sogar das ScaryMovie-Genre («Das MissenMassaker») nach seinem Gusto interpretiert hat, wendet er sich in seinem Kino-Comeback nach sechs Jahren der Liebeskomödie zu. Die simple «Boy Meets Girl/Boy Loses Girl/Boy Gets Girl Back»-Story serviert er mit spannenden Figuren, inszenatorischem Schmiss, viel Witz, Pepp und einer knackigen Laufzeit von nur gerade 90 Minuten. Seine Verfilmung der gleichnamigen Romanvorlage von Thomas Meyer verfügt über amüsante Monologe direkt in die Kamera (wie bei der TV-Serie «House of Cards»), neue Ansichten der Stadt Zürich (Quartiere Wiedikon und Enge) und einen gekonnten Sprachenmix von Deutsch, Jiddisch und Hebräisch (mit vereinzelten Untertiteln). Herausgekommen ist eine lustvolle Lustspielkomödie, die zum Schluss kurz auf Drama macht, um letztlich wieder die Comedy-Kurve zu kriegen.