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Der Ausbruch aus dem goldenen Hamsterrad
LUGANO. Der Kinofilm über Lara Gut gibt ungewohnt intime Einblicke in eine Welt abseits des Weltcups.
Der stärkste Satz kommt gleich am Anfang. «Am glücklichsten fühlte ich mich drei Sekunden nach dem Kreuzbandriss.» Es ist dies der emotionale Rückblick auf den Sturz an der WM 2017 in St. Moritz, als Lara Gut beim Aufwärmen zum Slalom der Super-Kombi zu Fall kommt. Knie kaputt – Helikopter und Spital statt Heldin im Ziel. «Ich habe die Ruhe gesucht und in diesem Moment nach dem Sturz auch gefunden. Ich wollte nicht mehr gegen mich selber kämpfen. Nach dem Kreuzbandriss gab es keinen Kampf mehr.»
Lara Gut fühlte sich verloren im Skizirkus, eine Gefangene im goldenen Hamsterrad. Immer wieder diese Routine, für sie ergab das auf Dauer zu wenig Sinn. Selbst dann, als sie vor zwei Jahren den Gesamtweltcup gewann. «Eigentlich sollte die grosse Kristallkugel der Höhepunkt der Karriere sein, aber als Mensch war es der Tiefpunkt, auch als Athletin.»
Lustige Ausschnitte aus der Kindheit brechen die innere Leere, die im Dokfilm immer wieder durchdrückt. Er zeigt den Kontrast zwischen dem fröhlichen Mädchen, das in den Skizirkus katapultiert wird und die Last der ganzen Skination auf den Schultern trägt. «Es war schwierig, die Balance zu finden zwischen Athlet und Mensch. Ich habe zehn Jahre lang immer das Gleiche gemacht. Ich musste auch etwas für mich als Frau machen.»
Der Schlüssel zum Glück fand die 27-jährige Tessinerin, als sie aus dem Elternhaus auszog. «Ich war immer Athlet und nicht Mensch, auch wegen meiner Eltern. Trotz des Erfolgs habe ich mich immer verloren gefühlt.» Sie fand die Liebe zu Valon Behrami. «Es ist un- glaublich, aber Valon hat mein Leben verändert. Er hat mich aus dem Alltag gerissen. Vorher gab es für mich immer nur den Sport. Ich habe nicht gesehen, wie stark die Liebe sein kann.» Thun: Bern: