Vier gewinnt
Mit dem AMG GT 4-Türer Coupé tritt Mercedes-Benz direkt gegen den Porsche Panamera an. Endlich.
Und weg ist er! Wenn der fünffache DTM-Champion Bernd Schneider in einem schnellen Auto über eine Rennstrecke brettert, gibt es kein Halten mehr. Spätestens in den vier schwierigen, schnellen S-Kurven zieht der deutsche Rennfahrer gnadenlos davon, während unsereins noch mit dem Streckenlayout kämpft. Anspruchsvoll ist sie, die Formel1-Strecke Circuit of the Americas in Texas. Wie gut, dass ich in einem einfach zu fahrenden Auto sitze, so kann sich ein grosser Teil der Aufmerksamkeit mit der Linienwahl beschäftigen. Erst recht jetzt, da der vorausfahrende DTM-Champ bereits über alle Berge ist.
Dennoch hat es das neue Mercedes-AMG GT 4-TürerCoupé, dessen sperriger Name so wenig zu seinem sexy Design passt, faustdick hinter den Ohren – ein waschechter Sportwagen, aber mit vier Türen bietet er viele Vorzüge einer Luxuslimousine. Eine Art Porsche Panamera, nur schöner und mit MercedesStern, mit jeder Menge Rennsporttechnik, aber auch mit diversen Komfort-Features aus E- und S-Klasse. Etwa das Cockpit mit den beiden riesigen Bildschirmen oder der luxuriöse Fond.
Doch nun ist keine Zeit, um die feudale Rückbank zu erkunden, denn plötzlich taucht das Auto von Bernd Schneider wieder am Horizont auf. Er verzögert auf der langen Gegengerade und wartet auf mich. Wie nett. Jetzt aber Vollgas. Die 639 PS und 900 Nm Drehmoment des 4-Liter-V8Biturbomotors peitschen den Viertürer vehement vorwärts. Diese Motorisierung im Topmodell GT 63 S dürfte in der Schweiz viele Käufer ansprechen, es gibt aber auch eine moderatere V8-Variante mit 558 PS und 800 Nm (GT 63) sowie die beiden Reihensechser GT 43 und GT 53 mit 367 respektive 435 PS. Diese sind mit einem 48-Volt-Bordnetz mit Startergenerator (EQ Boost) ausgerüstet, der aus dem Stand bis zu 22 PS und 250 Newtonmeter zur Verfügung stellt und so das Turboloch überbrückt. Die V8 sind mit einer Zylinderabschaltung ausgerüstet, zum Spritsparen.
Allradantrieb, Allradlenkung, 9-Stufen-Automatik, diverse Fahrmodi – alles spielt harmonisch zusammen und sorgt gemeinsam mit der guten Balance und dem feinen Setup für dieses einfache Handling, das man bei einem solchen PS-Monster nicht erwarten würde. So kann ich nun doch am Heck von Bernd Schneider kleben. Wenigstens für eine Weile. So lange, bis er es wieder richtig krachen lässt. Und schon ist er wieder weg.