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«Sie haben mich einer nach dem andern vergewaltigt»
BASEL. Ein mutmasslicher Zuhälter steht vor Gericht. Er soll an der Entführung und Vergewaltigung einer Prostituierten beteiligt sein.
Ein 37-jähriger Ungar muss sich seit gestern vor dem Strafgericht Basel-Stadt verantworten. Ihm werden Freiheitsberaubung, Entführung, Widerhandlung gegen das Waffengesetz und Vergewaltigung in gemeinsamer Begehung vorgeworfen. Das Opfer, eine heute 24-jährige Ungarin, schilderte vor Gericht teils unter Tränen, was sich im Frühling 2016 ereignet haben soll.
Die Frau, die damals als Sex-Arbeiterin in Solothurn tätig war, wurde von drei Män- nern – unter ihnen der Beschuldigte – entführt und vergewaltigt, so der Vorwurf. Die Tat war ein Racheakt, glaubt das Opfer: Sie war vor zwei der Männer und einer Frau geflohen, die sie zuvor in Basel zur Prostitution gezwungen und ihre Einnahmen eingesteckt haben sollen. Sie sei ständig unter Beobachtung gestanden und habe weder selbst einkaufen gehen noch mit ihrer Familie oder ihren drei Kindern in Ungarn Kontakt aufnehmen dürfen. Dann gelang ihr die Flucht nach Solothurn. Dort konnte sie frei bestimmen, wann und wie sie arbeitete. Doch ihre Peiniger kamen ihr auf die Schliche. Unter einem Vorwand hätten sie die Frau aus der Kontaktbar gelockt und in einem Auto nach Basel entführt. Der Beschuldigte soll an der Entführung massgeblich beteiligt gewesen sein und habe einen Mann, der der Frau zu Hilfe eilte, mit einem Schlagstock niedergestreckt. In Basel wurde die Frau laut Anklage von den drei Männern zum Geschlechtsverkehr gezwungen. «Sie haben mich einer nach dem andern vergewaltigt», so die Frau.
Der Beschuldigte bestritt die Taten, doch die Anklage wertet die Aussagen der Frau als sehr glaubhaft. Sie forderte eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren. Das Urteil soll morgen Mittwoch fallen.