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Mit Schock, Schalk und schlauen Sätzen für mehr Sicherheit
Seit 100 Jahren setzt sich die Suva für die Sicherheit der Arbeiter und Arbeiterinnen ein. Zuerst mit Technik, später mit Plakaten und Werbespots. Die sorgten für Lacher und sogar für einen handfesten Skandal.
Technik gegen Technik, so begann die Unfallverhütung in der Schweiz – mit Schutzvorrichtungen an Maschinen. Die Suva entwickelte Hauben für Kreissägen oder Verschalungen für Bohr- und Fräsmaschinen. Dafür wurde sie sogar im Ausland ausgezeichnet. Auch die Schutzbrillen der Suva waren äusserst beliebt.
Nur zaghaft begann die Suva, auch Aufrufe an die Arbeiter zu richten. Dabei setzte sie auf Abschreckung. Mit einem Schockbild warnte sie vor den Gefahren der Textilmaschinen. «Der Arbeiterin wurden die losen Haare von der Transmission erfasst und zum Teil mitsamt der Kopfhaut von der Schädeldecke getrennt. Die Haare wachsen nicht mehr nach», stand zwischen zwei Bildern der skalpierten Frau.
In den 50er-Jahren wechselte mit der Leitung der Unfallverhütungsabteilung auch die Philosophie. In der psychologischen Unfallverhütung hiess das: weg von der Abschreckung, hin zu einer positiven Präventionsstrategie. Ironie und Humor waren der Schlüssel, um den Sicherheitsgedanken in der Gesellschaft zu verankern.
Kalender für Baubaracken – Unfallgefahr für die Suva
Dabei lotete die Suva auch die Grenzen aus. 1988 eckte sie mit einem «Kalender für Baubaracken» an, der für das sichere Verhalten auf Leitern warb. Er zeigte «hübsche junge Frauen, die auf humorvolle Weise typische Situationen auf der Leiter darstellen». Das einzige Problem: Die hübschen jungen Frauen waren leicht bekleidet, was wiederum die Politik auf den Plan rief. «Frauenverachtend» und «sexistisch» sei der Kalender, so eine Parlamentarierin, und der Bundesrat musste sogar dazu Stellung nehmen. So schafften es die Bilder nicht nur in den «Blick», sondern in einer humorvollen Weise auch in das Schweizer Fernsehen. Es war die letzte Kampagne der Suva mit «hübschen jungen Frauen».
Die neuen Präventionskampagnen
Mit den «Filmplakaten» um die Jahrtausendwende folgten vielbeachtete und witzige Präventionsplakate. Der humorvolle Stil und das Spiel mit Worten zieht sich bis heute durch – aber nicht nur. Die Suva will mit ihren Präventionskampagnen sowohl Aufmerksamkeit erringen als auch auf die Ernsthaftigkeit der Gefahren eingehen.