«Kreativität würde kaputtgemacht»
BERN. Zwar haben viele Studenten an der Universität ein tiefes Rechtschreibeniveau. Ein pauschales Urteil, dass alle schon ab der zweiten Klasse korrekt schreiben müssen, ist aber ein Fehler. Mit frühem Insistieren nimmt man den Kindern die Freude am Schreiben. Als Bub habe ich selbst bis in die neunte Klasse viele Fehler gemacht. Ich habe dafür schöne und kreative Texte geschrieben. Hat mein Freund meine Postkarten korrigiert, war ich demotiviert und hatte keine Lust mehr, eine zu schreiben. Andere lesen viel und haben die Rechtschreibung schnell im Griff – so etwa meine drei Töchter. Ziel wäre es, auf die Fähigkeiten der Schüler einzeln einzugehen, wie es der Lehrplan 21 vorsieht, und gleichzeitig die Fantasie und die Rechtschreibung zu fördern. Die Lehrer sind gefragt. Der Mut zur Kreativität einiger Primarschüler würde durch den Rotstift kaputtgemacht werden. STANS. Eltern, Lehrbetriebe und Professorinnen beklagen sich, dass die junge Generation nicht mehr richtig schreiben kann. Eltern hatten insbesondere Mühe mit der Weisung der Lehrer, die offensichtlichen Schreibfehler der Kinder nicht korrigieren zu dürfen. Kinder sind motiviert, möglichst schnell richtig schreiben und lesen zu lernen. Wenn ein starker Schüler zuerst drei Jahre lang falsch schreibt, wird er nicht gefördert. Auch schwächere Kinder haben so länger Zeit, die richtigen Schreibregeln zu verinnerlichen. Die Absprache mit Experten hat gezeigt, dass es Sinn macht, wenn sie in den ersten Monaten so schreiben dürfen, wie sie hören. Je nach Entwicklungsstand sind die Lehrer aber dazu angehalten, schon nach wenigen Wochen Orthografieregeln durchzusetzen. Das Echo in Nidwalden ist positiv. Ich nehme an, dass der Druck in allen Kantonen besteht und viele jetzt nachziehen werden.