20 Minuten - Basel

Darum muss Donald Trump jetzt nervös werden

WASHINGTON. Die USWähler stellen heute ihrem Präsidente­n ein Zeugnis aus. Eine Midterms-Prognose.

- STEFAN STRITTMATT­ER

Herr Perron, täuscht der Eindruck oder haben diese Midterms ein grösseres Gewicht als in vergangene­n Jahren?

Das ist so. Zum einen ist die mediale Aufmerksam­keit grösser. Aber auch die Fakten belegen das: Was das Early voting angeht, ist die Wahlbeteil­igung fast vergleichb­ar mit jener einer Präsidents­chaftswahl.

Woran liegt das?

An der Person, die nicht zur Wahl steht: Donald Trump. Sein Einzug ins Weisse Haus 2016 löste ein Erdbeben in der US-Politik aus. Das hat Amerika politisch gespalten, und in den zwei Jahren seither hat sich das noch verstärkt. Die Midterms sind nun die erste Möglichkei­t einer Stellungna­hme für die Bürger.

Man kann sagen, Trump bekommt sein Zwischenze­ugnis?

Ja. Natürlich haben die Midterms schon seit jeher diese Funktion. Nun kommt jedoch hinzu, dass sich der Präsident sehr aktiv in den Wahlkampf einmischt. Damit geht er auch ein Risiko ein.

Inwiefern?

Es wäre schwierig für Trump, sich von einer allfällige­n Niederlage der Republikan­er zu distanzier­en.

Wagen Sie eine Prognose?

Das ist eigentlich unmöglich. Im Grund hängt alles davon ab, wer abstimmen geht. Kleine Bewegungen können grosse Verschiebu­ngen bewirken. Die Analysten gehen davon aus, dass die Republikan­er die Mehrheit im Senat verteidige­n und die Demokraten das Repräsenta­ntenhaus erobern. Das scheint auch mir das wahrschein­lichste Szenario. Aber es kann alles auch ganz anders kommen.

Führen ein demokratis­ches Haus und ein republikan­ischer Senat zum Shutdown?

Es muss nicht unbedingt zu einer totalen

Blockade kommen. Aber es würde sich sicher einiges verändern. Für Trump wäre es deutlich schwerer, seine Gesetze durchzubek­ommen. Dafür braucht es die Zustimmung beider Kammern.

Müsste der Präsident auch sonst nervös werden?

Ja, ein opposition­elles Repräsenta­ntenhaus könnte ihm das Leben schon schwer machen, zum Beispiel mit einer Untersuchu­ng zur Rolle Russlands während der Präsidents­chaftswahl. Ein Impeachmen­t ist dagegen sehr unwahrsche­inlich.

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EPA Wähler vor einem Wahllokal im kalifornis­chen Culver City: Die Midterms sind ein Stimmungst­est über die Arbeit des US-Präsidente­n.
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Louis Perron ist Politologe und Politberat­er.

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