«Testosteron macht einen Sportler nicht trainierter»
ZÜRICH. Für Janna Kraus vom Transgender Network Switzerland sollen TransMenschen im Sport kein Tabuthema mehr sein.
Janna Kraus, Trans-Menschen schreiben vermehrt Schlagzeilen im Sport. Nehmen solche Meldungen in Zukunft zu?
Idealerweise würde es Berichte mit Fokus auf Transition und Identität gar nicht mehr brauchen. Ziel ist es, dass das Individuum und die sportliche Leistung gewürdigt werden.
Ist es für Trans-Menschen einfach, beim Verband eine neue Lizenz zu erhalten?
Das ist sehr unterschiedlich. Die Richtlinien des IOK und der Welt-Anti-Doping-Agentur geben eine Vorgehensweise vor, sind aber für die Verbände nicht direkt verpflichtend. Diese erweitern allerdings ihre eigenen Reglemente, sodass in Zukunft Sicherheit und Transparenz bestehen.
Ist die Körperbelastung für Trans-Menschen im Sport grös- ser, wenn sie sich einer Hormonbehandlung unterziehen?
Einzelne Phasen der Hormonbehandlung haben einen Einfluss auf die körperliche Fitness. Testosteronblocker können phasenweise Gefühle von Schlappheit mit sich bringen. Aber genauso unterliegen CisSportler und -Sportlerinnen, also jene, deren Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt, Schwankungen aufgrund ihres Hormonspiegels.
Verstehen Sie, dass sich CisAthleten benachteiligt fühlen?
Die meisten Befürchtungen basieren darauf, dass Testosteron als Erfolgsgarantie gesehen wird. Weder Hormonstatus noch Chromosomen oder Genitalien machen einen Menschen geschickter oder trainierter in einer Sportart.
Ist ein Trans-Mensch im Sport konkurrenzfähig?
Das entscheidet nicht das Geschlecht. Man muss auch bedenken, wie absurd die Situation werden kann, wenn man die Geburtsurkunde als letzte Instanz sieht.