Eltern schicken kranke Kinder in Krippen
ZÜRICH. Eltern greifen teils zu dreisten Mitteln, um ihre Kinder in der Krippe abgeben zu können. So gehen sie vor – und das sagen die Betreuer.
Liegt das eigene Kind morgens mit Fieber im Bett, wird das für viele berufstätige Eltern zum Problem. Krank darf das Kind nicht in die Krippe, gleichzeitig ist der Druck der Arbeitgeber hoch. Einige geben ihre Kinder dann trotzdem im Hort ab. «Das erleben wir fast täglich», sagt eine Kinderbetreuerin. Das erleben die Krippen:
Der Klassiker: Eine Kinderbetreuerin erzählt: «Letzte Woche kam ein Kind mit glasigen Augen, aber ohne erhöhte Temperatur in die Krippe. Die Mutter sagte, ihm gehe es gut. Drei Stunden später bekam es Schüttelfrost und Fieber. Die Eltern hatten dem Kind ein Zäpfchen oder fiebersenkende Medikamente verabreicht.»
Die Vertuscher: Ein Krippenleiter sagt: «Ein Vater brachte im Sommer seine Tochter zu uns. Sie trug ein Langarmshirt und lange Hosen. Als sie das Shirt auszog, entdeckten wir an den Armen rote Punkte, die mit Abdeckstift verschmiert waren. Der Vater betonte, das sei wegen der Hitze. Es stellte sich als Windpocken heraus, zwei Betreuerinnen und mehrere Kinder steckten sich an.»
Die Ehrliche: Eine Kinderbetreuerin erzählt: «Eine Mutter hat ihr Kind vorbeigebracht und ehrlich gesagt, dass es krank sei. Sie habe keinen Bock, deswegen zu Hause zu bleiben. Wir haben das akzeptiert, aber es ist immer ein riesiger Aufwand.»
Die Pausenplatz-Sauerei: Eine Mutter erzählt: «Ich beobachtete, wie ein Kind auf dem Vorplatz erbrach. Die Mutter brachte es trotzdem in den Kindergarten.»
Der überwiegende Teil der Eltern handle rücksichtsvoll, heisst es bei Krippenverantwortlichen. Die meisten Einrichtungen haben klare Richtlinien: Kranke Kinder werden fast überall nach Hause geschickt. Externe Institutionen wie das Rote Kreuz bieten in Notfällen Pflege zu Hause an.