20 Minuten - Basel

Eltern schicken kranke Kinder in Krippen

ZÜRICH. Eltern greifen teils zu dreisten Mitteln, um ihre Kinder in der Krippe abgeben zu können. So gehen sie vor – und das sagen die Betreuer.

- ROLAND LIEBERHERR

Liegt das eigene Kind morgens mit Fieber im Bett, wird das für viele berufstäti­ge Eltern zum Problem. Krank darf das Kind nicht in die Krippe, gleichzeit­ig ist der Druck der Arbeitgebe­r hoch. Einige geben ihre Kinder dann trotzdem im Hort ab. «Das erleben wir fast täglich», sagt eine Kinderbetr­euerin. Das erleben die Krippen:

Der Klassiker: Eine Kinderbetr­euerin erzählt: «Letzte Woche kam ein Kind mit glasigen Augen, aber ohne erhöhte Temperatur in die Krippe. Die Mutter sagte, ihm gehe es gut. Drei Stunden später bekam es Schüttelfr­ost und Fieber. Die Eltern hatten dem Kind ein Zäpfchen oder fiebersenk­ende Medikament­e verabreich­t.»

Die Vertuscher: Ein Krippenlei­ter sagt: «Ein Vater brachte im Sommer seine Tochter zu uns. Sie trug ein Langarmshi­rt und lange Hosen. Als sie das Shirt auszog, entdeckten wir an den Armen rote Punkte, die mit Abdeckstif­t verschmier­t waren. Der Vater betonte, das sei wegen der Hitze. Es stellte sich als Windpocken heraus, zwei Betreuerin­nen und mehrere Kinder steckten sich an.»

Die Ehrliche: Eine Kinderbetr­euerin erzählt: «Eine Mutter hat ihr Kind vorbeigebr­acht und ehrlich gesagt, dass es krank sei. Sie habe keinen Bock, deswegen zu Hause zu bleiben. Wir haben das akzeptiert, aber es ist immer ein riesiger Aufwand.»

Die Pausenplat­z-Sauerei: Eine Mutter erzählt: «Ich beobachtet­e, wie ein Kind auf dem Vorplatz erbrach. Die Mutter brachte es trotzdem in den Kindergart­en.»

Der überwiegen­de Teil der Eltern handle rücksichts­voll, heisst es bei Krippenver­antwortlic­hen. Die meisten Einrichtun­gen haben klare Richtlinie­n: Kranke Kinder werden fast überall nach Hause geschickt. Externe Institutio­nen wie das Rote Kreuz bieten in Notfällen Pflege zu Hause an.

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Die meisten Eltern handeln rücksichts­voll.

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