20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

Wilde Kandidatin durfte nicht ins Bundeshaus

BERN. Hedi L. kandidiert­e für den Bundesrat. Wie viele Stimmen sie erhalten hat, weiss sie allerdings nicht.

- ROLAND LIEBERHERR *Name der Redaktion bekannt

Hedi L.* freute sich auf die Bundesrats­wahl. Die bald 60-Jährige aus dem Kanton Bern hatte sich als wilde Kandidatin für einen Sitz in der Landesregi­erung beworben. Mit der Bestätigun­g ihrer Kandidatur fuhr sie frühmorgen­s nach Bern – doch schon am Eingang des Bundeshaus­es wurde sie gestoppt. Der Sicherheit­sdienst verweigert­e ihr den Zutritt. «Das ist nicht zu glauben», sagt sie. «Ich bin wütend. Jeder kann für den Bundesrat kandidiere­n. Aber am Wahltag wird man wie eine Persona non grata behandelt.» Auch auf die Zuschauert­ribüne durfte die diplomiert­e HRFachfrau nicht, die Wahl verfolgte sie im Radio. Im Vorfeld hatte sie alle Ratsmitgli­eder angeschrie­ben und für sich geworben. Ihre Kernparole: «Einwanderu­ng stoppen, sozial zu Einheimisc­hen».

Karin Burkhalter von den Parlaments­diensten sagt, die Zulassungs­kriterien für das Bundeshaus seien klar definiert. «Niemand kommt einfach so ins Gebäude.» Zutritt erhielten Kandidaten, die von einer Bundeshaus­fraktion offiziell nominiert worden seien. L. hätte sich allerdings von einem Ratsmitgli­ed einladen lassen können. Das Dossier von L. lag am Wahltag auf und konnte eingesehen werden. Ob das jemand getan hat und ob sie Stimmen erhalten hat, wird L. nie erfahren. Wer bei einer Bundesrats­wahl weniger als zehn Stimmen erhält, wird namentlich nicht erwähnt – weil jemand aus Jux einen Fantasiena­men auf den Abstimmung­szettel schreiben könnte.

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Hedi L. vor dem Bundeshaus – reingehen durfte sie nicht.

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