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Wenn die Ehe zur puren Ausbeutung wird
Keira Knightley ist als Autorin Sidonie-Gabrielle Colette so gut wie schon lange nicht mehr.
Die Eheschliessung mit dem erfolgreichen Pariser Autor Willy (Dominic West) kommt für die erst 16-jährige SidonieGabrielle Colette (Keira Knightley) einem neuen Leben gleich. Sie zieht aus dem ländlichen Frankreich ins turbulente Paris und wird Teil der intellektuellen und kulturellen Elite.
Als Willy unter einer Schreibblockade leidet, überzeugt er kurzerhand seine junge Frau, für ihn als Ghostwriterin zu arbeiten. In ihrem Debütroman erzählt Colette die Geschichte einer selbstbewussten Frau namens Claudine, die genau wie Colette selbst eine Affäre mit derselben Frau wie ihr Mann hat. Ein halb autobiografisches Buch, das unter Willys Namen zum Bestseller wird und ihm Reichtum und Ruhm verschafft.
Schnell entstehen weitere Claudine-Bestseller – geschrieben von Colette. Doch damit nicht genug: Dank Willys Marketingwissen entsteht bald eine ganze Markenwelt inklusive Parfüm, Make-up und Seifen.
Nach und nach beginnt Colette, gesellschaftliche Zwänge zu überwinden und sich als wahre Autorin der erfolgreichen Bücher zu offenbaren. Doch im Frankreich des frühen 20. Jahrhunderts ist dies kein leichtes Unterfangen.
So sehr sich die Schauspielerin Keira Knightley im realen Leben für die Rechte der Frauen einsetzt, so sehr nimmt man ihr die Darstellung einer der bedeutendsten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts ab. Der «Still Alice»-Regisseur Wash Westmoreland inszeniert sie als blutjunge Ehefrau, die sich ihrer misslichen Situation im goldenen (Ehe)Käfig erst nach und nach bewusst wird.
Das «Colette»-Drehbuch verzichtet zum Glück auf eine simple Opfer-Täter-Zuweisung und zeichnet auch den Lebemann Willy nicht als einfachen Bösewicht. Just darum ist «Colette» kein schwermütiges Kostümdrama, sondern ein humorvolles, immer wieder überraschendes und höchst unterhaltsames Plädoyer für die Gleichberechtigung der Geschlechter.