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Soll Impfzwang Eltern zur Vernunft bringen?
BIEL. Ungeimpfte Kinder legen eine Steiner-Schule in Biel lahm. Ein Politiker fordert deshalb ein Masern-Impfobligatorium.
Rund zwölf Kinder der Bieler Rudolf-Steiner-Schule haben Masern. Um eine Epidemie zu verhindern, verordnete die kantonale Gesundheitsbehörde laut «CH Media» allen ungeimpften Schülern einen dreiwöchigen Hausarrest.
Laut Veronika Raue, Geschäftsführerin der RudolfSteiner-Schule, schleppte eine Schülerin (9) aus dem Kanton Neuenburg das Virus in die Schule. Rund 30 Prozent der 190 Schüler seien nicht geimpft, so Raue. «Viele Eltern an unserer Schule setzen sich mit dem Thema Impfen sehr bewusst auseinander.» Masern sind hochansteckend. Bei jedem zehnten Patienten treten Komplikationen auf. Seit 1997 führte die Krankheit in der Schweiz in sieben Fällen zum Tod. 89 Prozent der zweijährigen Kinder sind gegen Masern geimpft (siehe Box). Trotz einer Zunahme ist der Wert laut dem Bundesamt für Gesundheit immer noch zu tief.
BDP-Nationalrat und Gesundheitspolitiker Lorenz Hess hält den Verzicht auf die Impfung für verantwortungslos. «Ich würde die Einführung eines Impfobligatoriums befürworten.» Verena Herzog (SVP) fordert: «Wenn Eltern ihre Kinder schon nicht impfen wollen, erwarte ich, dass sie sie bei den kleinsten Masernsymptomen zu Hause lassen.» Bea Heim (SP) schlägt vor, Eltern mit kantonalen Infoblättern über die Risiken zu informieren und Impfanlässe an Schulen anzubieten. Die Politiker, die sich gegen ein Obligatorium stellen, wollen damit einen Eingriff in die Entscheidungsfreiheit verhindern.