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«Ich sehe immer wieder, wie sie mich aufschlitzen»
ZÜRICH. Özgür Yarasir erlitt bei einer blutigen Attacke schwere Verletzungen. Nun kämpfte er sich zurück ins Leben.
Im Frühling 2018 ging das «Grüess Seebach»-Video des Zürchers Özgür Yarasir mit dem Rapper Azet viral. Ein anderes Erlebnis im vergangenen Jahr hat ihn aber noch viel mehr geprägt. Am Abend des 11. Oktober 2018 wurde Yarasir aus seiner Wohnung in Zürich-Seebach gelockt und im Treppenhaus von vier vermummten Männern mit Baseballschlägern attackiert. Als sie ihn anschliessend ins Auto zerren wollten und er sich wehrte, zückten die Männer ein Messer. «Sie haben mich nicht abgestochen, sondern aufgeschlitzt. Ich sehe es immer wieder vor mir», so Yarasir. Hätte der 22-Jährige sich anschliessend nicht selber verarztet, wäre er vermutlich gestorben, sagten ihm die Sanitäter. Vier Narben am linken Bein mit einer Ge- samtlänge von über 120 Zentimetern erinnern ihn nun täglich an den Vorfall. «Zudem spüre ich vier meiner Zehen nicht mehr, kann mich nicht frei bewegen und habe Angst, allein rauszugehen», sagt der Schweizer. «Mich verfolgt die Hilflosigkeit, die ich damals im Treppenhaus verspürt habe.»
Die Zürcher Staatsanwaltschaft bestätigt, dass sich derzeit zwei Personen in U-Haft befinden. «Gegen sie besteht ein dringender Tatverdacht.» Yarasir sagt, dass sich laut seinen Informationen zwei weitere Täter auf der Flucht befinden: «Das macht mir irgendwie Angst.» Er glaube zudem, dass er zwei der Täter kenne und sie es eigentlich gar nicht auf ihn abgesehen gehabt hätten. «Mehr will ich dazu nicht mehr sagen – vieles ist noch unklar», so Yarasir.
An seiner Leidenschaft für Seebach will er aber festhalten: «Auch nach dem Vorfall in meinem Treppenhaus werde ich Seebach grüssen. Seebach ist und bleibt Liebe. Und ja, ‹Grüess Seebach›.»