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Kodiaq RS – Sportler ohne Allüren
ZÜRICH. Einst punktete Skoda primär mit den günstigen Preisen, dann mit cleveren Details und nun beim Kodiaq RS mit Emotionen und Performance. Das passt!
So genau kann ich mich nicht mehr an das Märchen mit Aschenputtel erinnern. Aber immer, wenn ich einen Skoda sehe, kommt es mir in den Sinn. Wohl darum, weil in Grimms Märchen das vermeintliche Mauerblümchen – also das zum Putzen verdonnerte Aschenputtel – am Ende den Prinzen geheiratet hat, und nicht die überheblichen Stiefschwestern.
Was das mit Skoda zu tun hat? Noch vor nicht allzu langer Zeit galten die Autos der tschechischen VW-Tochter als Mauerblümchen. Design follows Function, hiess das Motto der Biedermänner. Und Skoda kaufte, wer sich keinen VW oder Audi leisten konnte, oder wollte. Vergangenheit.
Skoda hat sich hinter VW, Mercedes-Benz und BMW zur Nummer 4 in der Schweiz hochgearbeitet und nebenbei auch Audi hinter sich gelassen. Zudem war der Octavia 2018 zum zweiten Mal hintereinander die Nummer 1. Kein Wunder also, dass Volkswagen der boomenden Tochter mehr Auslauf gewährt. Diesen nutzen die Tschechen für den ersten Performance-SUV der Marke, den Kodiaq RS, der auch gleich mit dem stärksten Dieselaggregat in der Geschichte der Marke vorfährt.
Und der 2-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel hat es in sich: Schon bei weniger als 2000 Umdrehungen liefert das Aggregat imposante 500 Newtonmeter, bei 4000 U/min wird die Höchstleistung von 240 PS erreicht. Was sich auf dem Papier so imposant liest, macht auf der Strasse eine hervorragende Figur. Zwar genehmigt sich der RS trotz zweier Turbolader beim Beschleunigen eine kurze Bedenkzeit, doch die 6,9 Sekunden auf Tempo 100 sind ein guter Wert. Vor allem, weil diese Leistung nicht einem Kraftakt gleicht, sondern vom Kodiaq RS locker aus dem Ärmel geschüttelt wird. Geschüttelt wird sonst nichts, denn das Fahrwerk bleibt trotz straffer Abstimmung komfortabel, die Sitze sind top, das Infotainment – vor allem in der High-Lux-Version – up to date, und der variable Allradantrieb werkelt ebenso unauffällig wie das bewährte DSG-Getriebe.
Was gibt es zu kritisieren? Eigentlich nur den Sound – beim Kaltstart nagelte der Diesel richtig laut, erst später schafft es der «Dynamic Sound Boost», Sport-Feeling aufkommen zu lassen. Das ist, als ob das schöne Aschenputtel wie Anita Burri tönen würde.