20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

«In Schweizer Kitas herrschen oft prekäre Bedingunge­n»

BASEL. Die Kündigung eines Kita-Mitarbeite­rs wegen seiner kranken Tochter warf hohe Wellen. Nun meldet sich auch die Gewerkscha­ft zu Wort.

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Dem 26-Jährigen wurde von seinem Arbeitgebe­r «aus betrieblic­hen Gründen» gekündigt, weil er wegen der Pflege seines schwer kranken Babys längere Zeit gefehlt hatte (20 Minuten berichtete). Trotz seiner Bemühungen sei es nie zu einem klärenden Gespräch zwischen ihm und der Kita gekommen.

Auch Samira Marti (25), SPNational­rätin und Präsidenti­n der Gewerkscha­ft VPOD Region Basel, war betroffen und meldete sich bei 20 Minuten. Die Kita-Branche in der Schweiz sei kein einfaches Pflaster: «Das Problem scheint auf den ersten Blick exemplaris­ch zu sein», sagt Marti. «In der Schweiz herrschen prekäre Arbeitsbed­ingungen in Kitas. Das Personal ist schlecht bezahlt und oft strukturel­l zu knapp bemessen.» Darum seien viele Kitas nicht auf die Situation vorbereite­t, dass jemand über einen längeren Zeitraum ausfalle.

Sie sagt aber: «Grundsätzl­ich muss der Arbeitgebe­r auf solche Notsituati­onen Rücksicht nehmen, das ist Teil seiner Fürsorgepf­licht.» Es sei zudem so, dass die Formulie- rung «aus betrieblic­hen Gründen» bei Kündigunge­n oftmals anderen Gründen vorgeschob­en werde.

«Tatsache ist: Wir haben in der Schweiz ein liberales Arbeitsrec­ht mit einem schwachen Kündigungs­schutz», so Marti. Hilfe könnten Betroffene etwa von der Gewerkscha­ft erwarten.

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JK Samira Marti (SP): «Wir haben einen schwachen Kündigungs­schutz.»
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Der Vater und das kranke Baby.

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