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Was Sie immer über Sex wissen wollten
ZÜRICH. Sexualwissenschaftlerin Andrea Burri weiss, warum Frauen masturbieren und warum manche Männer nach dem Sex Schnupfen bekommen.
Frau Burri, das Thema Sex ist omnipräsent. Gibt es tatsächlich noch Themen, über die wir nicht sprechen?
Oh ja. Insbesondere über die die weibliche Masturbation sprechen wir kaum.
Warum nicht?
Masturbation galt noch bis Anfang der 70er-Jahre als ein krankhaftes Verhalten. Noch heute haben viele Leute das Gefühl, Masturbation sei eine Sünde. Wir wissen, dass etwa 10 Prozent der Leute nicht masturbieren.
Befriedigen sich Frauen seltener als Männer?
Sie machen es häufiger, als man denkt. Ich habe Patientinnen, die zwei- bis dreimal pro Tag masturbie ren. Andere einmal im Monat. Und wieder andere Frauen machen das nie. Die durchschnittliche Masturbationszeit liegt zwischen drei und zehn Minuten.
Warum masturbieren Frauen?
Gewisse machen es aus Lust, andere aus Langeweile oder einfach, um besser einzuschlafen.
Als Paartherapeutin geben Sie Ihren Patienten Masturbationsaufgaben mit nach Hause. Wie muss man sich das vorstellen?
Man nennt das «directed masturbation». Durch konkrete Übungen lernen Frauen, die Klitoris und Vagina verschiedenartig zu stimulieren und so zum Orgasmus zu kommen. Erst kürzlich hatte ich eine Patientin, die nach einer solchen Übung feststellte: «Wow, ich hatte noch gar nie einen richtigen Orgasmus. Das vorher war nur ein Kribbeln.»
Warum sollten Frauen denn überhaupt masturbieren?
Studien zeigen, dass Masturbation einen positiven Effekt auf das physische und psychische Wohlbefinden hat – sofern es den Frauen natürlich Spass macht.
Sie forschen auch zum Thema Postkoitale Dysphorie. Was ist das?
Es gibt Leute, die nach dem Sex weinen, traurig, aggressiv oder depressiv sind. Es gibt auch Männer, die zeigen Erkältungssymptome wie Schnupfen, Kopfweh oder leichtes Fieber. Hier kann es sich aber auch um das sogenannte postkoitale Krankheitssyndrom handeln. Warum sie so reagieren, wissen wir noch nicht.
«Es gibt Leute, die nach dem Sex weinen, traurig, aggressiv oder depressiv sind.» Andrea Burri Sexualwissenschaftlerin
Zum Schluss noch drei Fragen an die Expertin: der beste Porno aller Zeiten?
Ich persönlich mag die Filme von Andrew Blake.
Das beste Sexspielzeug?
Die Hand.
Liegt treu sein in unserer Natur?
Ich glaube nicht, dass Monogamie das natürlichste Verhalten für alle ist. Aber für einige ist es sehr wichtig. Manchmal werden Ausrutscher jedoch auch überbewertet.