20 Minuten - Basel

Ehemaliger prangert die Zeugen Jehovas an

ZÜRICH. Micha Barth war jahrelang bei den Zeugen Jehovas. Er prangert Kindesmiss­brauch in der Sekte an.

- DÉSIRÉE POMPER

Schon seine Grosselter­n waren Zeugen Jehovas. So wuchs Micha Barth (42) in der Endzeitsek­te auf, die glaubt, dass nur ihre Anhänger die Entscheidu­ngsschlach­t Harmagedon überleben werden. Fast 40 Jahre lang nahm er an religiösen Versammlun­gen teil und ging von Haus zu Haus, um «die gute Botschaft» zu überbringe­n. «Mit 18 Jahren hatte ich eine 80-Stunden-Woche», sagt Barth.

Der gebürtige Deutsche, der seit sechs Jahren im Luzerner Seetal lebt, ist vor zwei Jahren ausgetrete­n. Die Glaubensfü­hrer hätten ihn als Kind körperlich gezüchtigt: «Sie haben mich auf den Boden gedrückt und ihre Oberarme auf meine gepresst. Dann haben sie mir den Hintern versohlt und auf den Kopf geschlagen.»

Er ist kein Einzelfall. Untersuchu­ngen in mehreren Ländern haben gezeigt, dass es bei der Wachtturm-Gesellscha­ft zu Tausenden ähnlichen Fällen und sogar sexuellem Missbrauch gekommen ist. Für die Schweiz gibt es keine Zahlen. Deshalb hat Barth für Betroffene die Anlaufstel­le Robin-witness.com gegründet.

Weiter kritisiert Barth, der bei den Zeugen Jehovas nun als «Küchendien­er Satans» gilt, das patriarcha­le System: «Frau

en sind nur dazu da, die Hausarbeit zu erledigen und die sexuellen Bedürfniss­e der Männer zu befriedige­n.» Weiter herrsche striktes Selbstbefr­iedigungsv­erbot. Wer es dennoch tue, müsse es beichten und ein Masturbati­onstrainin­g absolviere­n. Solche Vorschrift­en hätten System: «Die Sekte versucht, die Leute klein und hörig zu halten.»

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 ??  ?? Micha Barth ist vor zwei Jahren bei den Zeugen Jehovas ausgetrete­n.
Micha Barth ist vor zwei Jahren bei den Zeugen Jehovas ausgetrete­n.

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