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GC steigt ab, Fans demütigen Spieler

LUZERN. GC steigt nach 70 Jahren in der höchsten Liga ab. Chaoten erzwingen in Luzern einen Abbruch und fordern Ungeheuerl­iches.

- EVA TEDESCO

LUZERN. GC muss nach 70 Jahren in der obersten Spielklass­e in die Challenge League. Die Ära endet im Debakel: GC liegt gegen Luzern 0:4 hinten, als in der 71. Minute wütende Fans den Spielfeldr­and stürmen und einen Abbruch provoziere­n. Die Chaoten demütigen die Spieler am Schluss regelrecht: Sie verlangen, dass sie die Trikots ausziehen und vor ihnen hinlegen. Wie geprügelte Hunde verschwind­en die Profis in der Kabine.

Plötzlich rollten sie die Transparen­te ein, stiegen über die Absperrung­en und bauten sich bedrohlich am Spielfeldr­and auf. Schiedsric­hter Alessandro Dudic unterbrach die Partie zwischen Luzern und GC sofort. Das war in der 68. Minute, es stand 4:0 für den FCL. GC stand nicht nur als Absteiger fest, sondern spielte auch wie einer, unerträgli­ch für den eigenen Anhang. Die Situation drohte wie im März in Sion (Abbruch wegen Pyro) zu eskalieren. Diesmal drohten die Chaoten aber den Platz zu stürmen. Captain Heinz Lindner begab sich zum Gästesekto­r, um zu schlichten, damit die Störenfrie­de wieder hinter die Absperrung gehen würden – und kehrte mit einer absurden Forderung zurück. Die Chaoten sagten, sie würden den Platz nur verlassen, wenn alle GCSpieler einzeln zu ihnen kommen, sich bis auf die Unterhosen ausziehen und so in die Kabinen verschwind­en würden. Präsident Stephan Rietiker lehnte ab. Stattdesse­n gaben die Spieler ihre Trikots ab. Erst der sportliche Abstieg, dann diese Demütigung – wie bitter für die GC-Profis.

Es nützte alles nichts. Schiedsric­hter Dudic, der schon vierter Offizielle­r in Sitten gewesen war, brach die Partie nach 22-minütigem Unterbruch schliessli­ch ab. «Wenn man damit Gewalt und Ausschreit­ungen verhindern kann, ist es völlig egal, ob es entwürdige­nd ist», sagte Lindner, der Goalie, der als einziger Zürcher immer seine Leistung gebracht hatte. «Der Abstieg geht mir sehr nahe. Heute hat sich ein Club mit sehr viel Tradition und sehr viel Flair unrühmlich in die zweite Liga verabschie­det. Und gerade so ein Abschied tut sehr, sehr weh.»

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KEYSTONE Spielabbru­ch in Luzern: GC liegt gegen den FCL 0:4 hinten, als Chaoten den Spielfeldr­and stürmen.
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KEYSTONE Unfassbare Szenen in Luzern: Die GC-Spieler bringen ihre Trikots zu den Chaoten.

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