20 Minuten - Basel

Augen-OP: Das sagt eine Sehbehinde­rte

BERN. Daniela Moser (26) ist stark sehbehinde­rt. Sie sagt: Um glücklich zu sein, brauche sie kein Augenlicht.

- DÉSIRÉE POMPER

Daniela Moser war vier Jahre alt, als ihr die Ärzte sagten: «Wenn du nach der Augenopera­tion brav bist, wirst du wieder sehen können.» Doch das Mädchen sah danach gar nichts mehr. Schlimm sei diese Zeit gewesen, erinnert sich Mosers Mutter. Ihre Tochter habe viel geweint. Trost habe sie nur beim Hund und beim eigenen Schaf gefunden, denen sie ihr Herz ausgeschüt­tet habe.

Heute hat die Bernerin, die seit Geburt von der Augenkrank­heit Peters-Anomalie betroffen ist, ein Restsehver­mögen von 0,001 Prozent. Das heisst, sie kann hell und dunkel unterschei­den sowie Farben erkennen.

Den Wunsch, zu sehen, hat die aufgestell­te 26-Jährige, die für die Interessen­vertretung des Schweizeri­schen Blindenund Sehbehinde­rtenverban­ds (SBV) tätig ist und jeden Tag drei Stunden pendelt, kaum einmal. «Gäbe es eine Operation, damit ich wieder sehen könnte, würde ich sagen: Nein, danke», sagt Moser. Denn dann müsste sie alles neu lernen. Etwa das Lesen oder das Schreiben. Sie sei auch ohne Augenlicht glücklich: «Ich fahre Ski, jodle in verschiede­nen Formatione­n und habe einen Job, eine liebe Familie und Freunde. Es gibt keinen Grund, warum ich mit meinem Leben nicht zufrieden sein sollte.» Könnte sie dennoch wieder sehen, würde Daniela Moser gerne einen Regenbogen betrachten oder ihre Familie anschauen.

Für Blinde und Sehbehinde­rte in der Schweiz wünscht sich Moser mehr Akzeptanz im Arbeitsmar­kt: «Sie kassieren meist eine Absage. Dabei können wir dank Hilfsmitte­ln wie dem Computer-Ausgabeger­ät Braillezei­le oder Sprachausg­abe genau so viel leisten wie Sehende.»

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20M Die 26-jährige Daniela Moser ist sehbehinde­rt.

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