20 Minuten - Basel

«Hörbücher können das Vorlesen nicht ersetzen»

ZÜRICH. Einst als sinnlos verpönt, wird Vorlesen heute angepriese­n – aus gutem Grund.

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Frau Jakob, warum ist Vorlesen so wichtig?

Es sorgt dafür, dass schon die Kleinsten erleben, dass Lesen etwas Spannendes ist. Wer das weiss, will es immer wieder.

Wie vermittelt man den Spass am Lesen am besten?

Indem man selbst Freude daran und Interesse am Zuhörer hat. Vorlesen funktionie­rt stark auf der Beziehungs­ebene.

Was heisst das?

Es gibt verschiede­ne Arten des Vorlesens: das klassische, bei dem man Kindern unkommenti­ert vorliest. Beim dialogisch­en dagegen entdecken Vorleser und Zuhörer eine Geschichte gemeinsam. Das Kind wird selbst sprachlich aktiv. Beide Arten sind wichtig.

Wofür?

Für die Fantasieen­twicklung, das Vorstellun­gsvermögen und auch die emotionale Entwicklun­g. All das plus die sprachlich­e Herausford­erung ist eine kognitive Herausford­erung. Dadurch werden Kinder in vielen Bereichen aktiviert.

Kann ein Film das Vorlesen ersetzen?

Nur beschränkt. Ein Film oder ein Hörbuch interagier­t nicht mit dem Publikum. Man kann alles zwar unterbrech­en und mit einer anderen Person sprechen, aber das ist alles viel künstliche­r als etwas, was sich aus dem Vorlesen ergibt.

Sollte man auf Hoch- oder Schweizerd­eutsch vorlesen?

Dabei sollte man sich von den Kindern leiten lassen. Oft sind gerade jüngere bereit, Schriftspr­ache zu hören, weil sie gemerkt haben, dass die Grossen sie öfter benutzen. Das wollen sie dann auch. Die Angst der Erwachsene­n, dass die Kleinen das nicht verstehen, ist in der Regel unbegründe­t.

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ISTOCK Vorlesen gibt Impulse, die Kinder weiterbrin­gen.
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Barbara Jakob vom Schweizeri­schen Institut für Kinder- und Jugendmedi­en.

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