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«Einwandfre­ies Trinkwasse­r ist nicht mehr selbstvers­tändlich»

ZÜRICH. Wegen Pestizid- und Düngerrück­ständen fürchten Wasservers­orger hohe Kosten. Die Bauern weisen die Schuld von sich.

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Der Bund schlägt Alarm. Noch könne aus Grundwasse­r genügend einwandfre­ies Trinkwasse­r gewonnen werden, heisst es in einer neuen Studie. «Das ist allerdings nicht mehr selbstvers­tändlich.» So ist Grundwasse­r an zahlreiche­n Orten mit Pestizidrü­ckständen belastet. Einige dieser sogenannte­n Metabolite­n sind potenziell krebserreg­end. Für das Abbauprodu­kt des Pflanzensc­hutzmittel­s Chlorothal­onil müssen Wasservers­orger seit einer Woche Grenzwerte einhalten.

Paul Sicher vom Verband der Trinkwasse­rversorger SVGW sagt, es seien schon etwa zehn Pumpwerke abgeschalt­et worden, um einwandfre­ies Trinkwasse­r gewährleis­ten zu können. Eine Aufbereitu­ng wäre aufwendig. Eine Möglichkei­t sei, nicht belastetes Wasser beizumisch­en. Doch das koste, weil so allenfalls neue Leitungen gezogen werden müssten.

Der Handlungsb­edarf sei deutlich gestiegen, sagt Sicher. Die Bereiche für Wasserfass­ungen, in denen das Ausbringen von Pestiziden und Dünger verboten sei, müssten weiter gefasst werden. Geschehe das nicht mit einem Gegenvorsc­hlag zu den zwei aktuellen Initiative­n, die etwa ein Pestizidve­rbot fordern, sei ein Vorstoss des SVGW denkbar.

Die Bauern weisen die Schuld von sich. Bauernverb­andspräsid­ent Markus Ritter sagt, Chlorothal­onil-Abbauprodu­kte würden erst seit kurzem aufgrund neuer Erkenntnis­se erfasst. Die an bis zu jeder fünften Messstelle zu hohe Nitratkonz­entration im Grundwasse­r, die der Bund hauptsächl­ich auf die Landwirtsc­haft zurückführ­t, lasse sich nicht mit übermässig­em Düngen erklären. Dass viele Schutzzone­n nicht bundesrech­tskonform ausgeschie­den worden seien, liege an Gemeinden und Versorgern. «Sie sollten ihre Hausaufgab­en machen.»

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KEYSTONE Ist es mit dem Trinken von Brunnen- und vor allem Hahnenwass­er bald vorbei?

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