20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Darum pfeifen Italiener auf den Schweizer Pass
BERN. Neue Zahlen zeigen, welche Nationalitäten am häufigsten den roten Pass erhalten. Spitzenreiter sind die Russen.
GENF. Italiener in der Schweiz lassen sich nur selten einbürgern. Der rote Pass bringe ihnen fast keinen konkreten Nutzen, sagen Vertreter der grössten Ausländergruppe in der Schweiz.
Zudem seien sie stolz auf ihre italienischen Papiere. Russen und Iraker sind hingegen heiss auf die Einbürgerung – weil der Schweizer Pass ihnen handfeste Vorteile biete.
Bei welcher Nationalität ist der Schweizer Pass am begehrtesten? Dieser Frage gingen die Uni Genf und die Eidgenössische Migrationskommission in einer Analyse nach. Neue Daten für 2011 bis 2017 zeigen: Russen erhielten besonders oft den roten Pass. 10,3 Prozent der in der Schweiz wohnhaften Russen liessen sich ordentlich einbürgern. Gering ist die Einbürgerungsquote hingegen bei den Italienern oder Österreichern.
Einbürgerungsquoten sind bei denjenigen Gruppen am höchsten, die weder Sprache noch Kultur mit der Schweiz teilen, so die Studienautoren. Philippe Wanner, Professor für Demografie, begründet: «Erstens sind internationale Reisen für NichtEUBürger mit einem Schweizer Pass erleichtert möglich. Zweitens ist für Menschen aus anderen Kulturkreisen die Einbürgerung ein Mittel zur besseren Integration und ein Zugang zum europäischen
Arbeitsmarkt.» SVPNationalrätin Barbara Steinemann hinterfragt die Motivation: «Es ist problematisch, wenn Ausländer bei der Einbürgerung nur auf ihre eigenen Vorteile bedacht sind und der Integrationswille in den Hintergrund gerät.» Pascale Steiner von der Eidgenössischen Migrationskommission sieht das anders: «Wer bessere Chancen am Arbeitsmarkt erhält, kann mehr Steuern zahlen.» Ausserdem gebe es noch andere Gründe für eine Einbürgerung, etwa die Teilhabe an öffentlichen Entscheidungsprozessen.