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Pflegende erhalten von Spitälern Goodies
ZÜRICH. Grittibänze, Gutscheine oder höhere Löhne – so versuchen Spitäler, ihre Pflegenden bei Laune zu halten.
Die Angst vor Burn-outs und stressbedingten Kündigungen beim Personal ist berechtigt: In Schweden etwa werfen jeden Monat Hunderte überlastete Pflegefachpersonen das Handtuch, wie «Bloomberg» berichtete. Auch in der Schweiz ist die Situation prekär. So befürchtet etwa das Kantonsspital Aarau (KSA), das zurzeit überdurchschnittlich viele, auch Covidbedingte Krankheitsausfälle hat, bereits «vereinzelt Kündigungen von Personen, die den Beruf aufgrund von Überlastung vorübergehend oder komplett aufgeben».
Einige Gemeinden und Spitäler haben bereits reagiert. So dürfen sich etwa Stadtzürcher Spitalangestellte auf einen Corona-Bonus freuen: Fünf Millionen Franken sind im Budget 2021 als Einmalzulage vorgesehen. Auch am Universitätsspital Zürich (USZ) erhalten Pflegende auf der Intensivstation einen Extra-Zustupf. Wie gestern bekannt wurde, bekommen auch die Mitarbeitenden des Kantonsspitals Baden eine Corona-Prämie in der Höhe von 1000 Franken. Das Basler Universitätsspital zückt ebenfalls das Portemonnaie: 1,2 Millionen Franken stünden für die Lohnanpassungen zur Verfügung. Am KSA in Aarau gibt es derweil Zückerli: Grittibänze, Rabatte in der Kantine oder einen 100-Franken-Weihnachtsgutschein. Ebenso handhabt es das Zuger Kantonsspital: Hier sind es Gugelhöpfli, Lebkuchen oder Essensgutscheine.
Beim Verband des Pflegefachpersonals SBK ist man von den Goodies nicht beeindruckt. «Mit Gratis-Grittibänzen oder Cafeteria-Weihnachtsgutscheinen allein zeigt man keine Wertschätzung – das Pflegepersonal kann das sogar als Beleidigung erleben», sagt Roswitha Koch, SBK-Leiterin Abteilung Pflegeentwicklung. Es brauche fundamentale Verbesserungen beim Lohn, bei den Arbeitsbedingungen und bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. «Es gibt auch in der Schweiz Anzeichen, dass viele Pflegende wegen der Corona-Dauerbelastung aussteigen und kündigen.» Ideal wäre laut Koch ein Bonus von einem halben oder einem vollen Monatslohn.