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«Die Hölle»: Wie Rodriguez aus der Depression fand
ZÜRICH. Einen Monat lang musste er in eine Klinik: Francisco Rodriguez erlebte die Schattenseiten des Profifussballs. Nun will er ein Tabu brechen.
Er sagt es gleich selbst: «Das klingt schon brutal.» So kommentiert Francisco Rodriguez die Diagnose, die ihm ein Arzt vor etwas mehr als einem Jahr stellte: eine mittelschwere Depression. Das klingt nicht nur brutal, das ist es auch. Denn, so erzählt es der jüngste der drei Rodriguez-Brüder dem «TagesAnzeiger», der Weg raus aus der Dunkelheit ist beschwerlich. Er verarbeitete Dinge wie den frühen Tod seiner Mutter, beschäftigte sich permanent mit sich selbst: «Blöd gesagt: Das war die Hölle.»
Alles beginnt mit banalen Dingen, etwa auszuwählen, was er trinken möchte. Danach wird es schlimmer, gipfelt in schlaflosen Nächten und Existenzängsten. Also ziehen der damalige Lugano-Profi und seine Familie die Reissleine: Einen Monat verbringt Rodriguez in einer Klinik in Bern, schreibt seine Gedanken auf, füllt fast ein ganzes Notizheft. Das habe ihm gutgetan.
Mittlerweile ist er geheilt, so sagt es Rodriguez. Beim FC Schaffhausen in der Challenge League schätzt er das familiäre Umfeld, spielt mit Roberto, dem ältesten der drei Brüder, das hilft ihm. Mit seiner Geschichte will der 25-Jährige vor allem eines: aufrütteln. Er kann nicht nachvollziehen, dass Depressionen noch immer ein Tabuthema im Fussball sind. Ohnehin fehlt ihm die Menschlichkeit, besonders die Ehrlichkeit im Business. In seiner dunkelsten Phase fühlte er sich wie ein Produkt. Der Offensivspieler fragte sich ständig: «Kann ich nur in der Familie so sein, wie ich wirklich bin?» Nun will er sich nicht mehr verstellen. Stört ihn etwas, spricht er es direkt an. Seiner Gesundheit zuliebe.