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Zweiter Impfstoff ist da – doch Kantone trödeln
BERN. Dank dem zweiten Vakzin könnten laut Berset alle Impfwilligen über 74 bis Ende Februar geimpft sein. Doch die Kantone seien nicht bereit, so Kritiker.
ZÜRICH. Der Moderna-Impfstoff hat die Zulassung erhalten. Schon heute werden 200000 Dosen geliefert. Dank dem zweiten Vakzin soll es laut Bundesrat Alain Berset möglich sein, bis Ende Februar alle über 74-Jährigen zu impfen. Doch das ist Sache der Kantone – und die schlagen teils ein gemächliches Tempo an. So eröffnet Freiburg erst am Freitag das erste Impfzentrum.
Gestern hat Swissmedic den Moderna-Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen. Schon heute werden 200000 Dosen geliefert. Zusammen mit weiteren Lieferungen des Pfizer-Vakzins stehen ab dem 18.Januar gut 560000 Dosen bereit, im Februar kommen mindestens eine Million Dosen dazu.
Das Impfen ist jedoch Sache der Kantone – und diese schlagen teils ein gemächliches Tempo an. So wurden etwa in Bern erst am Montag die ersten Impfzentren eröffnet. Von den 25000 Pfizer/BiontechImpfdosen, die Bern monatlich zur Verfügung stehen, wurden 573 verimpft. Im Kanton Freiburg finden erst ab heute Anmeldungen statt. In St.Gallen wird zurzeit nur in Alters- und Pflegeheimen geimpft.
Nun wächst die Kritik am schleppenden Anlaufen der Impfkampagnen. Für GLPVizepräsident Martin Bäumle ist klar: «Die Kantone müssen jetzt ihre Verantwortung wahrnehmen und schnellstens eine ausreichende Logistik auf die Beine stellen. Es ist schwer zu verstehen, wenn einige Kantone trotz langer Vorbereitungszeit nicht bereit sind, die gelieferten Mengen zu verimpfen.» Auch die FDP fordert die Verantwortlichen auf, einen Zacken zuzulegen: «Es ist inakzeptabel, dass ein Teil der Impfstoffe wochenlang ‹unverimpft› bleibt, während die Nachfrage der Bevölkerung nicht gedeckt wird», sagt Parteisprecherin Karin Müller. Die FDP fordert, dass der Bund mit Unterstützung der Armee die Logistik übernimmt.
Scharfe Kritik übt auch Philippe Luchsinger, Präsident des Verbands Hausärzte Schweiz: «Jeder Kanton erfindet beim Impfen das Rad neu – das muss nicht sein.» Er hätte es begrüsst, wenn der Bund ein einheitliches Vorgehen definiert hätte, etwa ein verbindliches und zum Impfstart verfügbares IT-System.