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«Mein 7-jähriger Sohn hatte einen mysteriösen Ausschlag»
BERN. Nora fiel in Ohnmacht, Tim hatte Ausschläge und hohes Fieber: Die Geschwister gehörten zu den ersten Schweizer Corona-Fällen. Bis heute leiden sie.
Meist kommen junge Covid-19Patienten glimpflich davon. Doch kürzlich warnten Kinderärzte vor heftigen CoronaVerläufen bei Minderjährigen. Salomes* Kinder gehören zu den schwer Betroffenen – beide mussten ins Spital. Nora* steckte sich vermutlich Anfang Februar 2020 an und brachte das Virus nach Hause. Der erste Schweizer Fall wurde am 25. Februar gemeldet.
Nora (12): «Ich war in einem Skilager, wo wir oft mit asiatischen Touristen Gondel fuhren. Als ich heimkam, hatte ich Schüttelfrost. Beim Treppensteigen musste ich um Atem ringen. Oben brach ich ohnmächtig zusammen. Ich hatte 40,5 Grad Fieber und erinnere mich an nichts. Im Spital sprachen die Ärzte von einer Grippe mit Lungenentzündung. Leider geht es mir bis heute nicht gut. Ich gerate rasch ausser Atem, und meine Lunge schmerzt ab und zu. Vom Turnen bin ich dispensiert. Im Frühling bestätigte ein Antikörpertest, dass ich tatsächlich Corona hatte.»
Tim (7). «Anfang März erkrankte mein Sohn Tim, damals sechs Jahre alt, schwer. Wahrscheinlich hatte er sich bei Nora angesteckt. Tim hatte hohes Fieber und Halsschmerzen. Der Kinderarzt verabreichte Antibiotika. Nach zehn Tagen ging es Tim besser. Doch am 12. April 2020 hatte er plötzlich Hautausschläge. Tim erhielt Cortison, doch die Flecken verschwanden nur kurz. Am 15. April fieberte Tim, bekam keine Luft mehr. Die Hautflecken sahen nun aus wie Blutergüsse. Ich alarmierte den Notarzt. Die Behandlung im Spital war enttäuschend: Die Chefärztin vermutete eine Allergie, erhöhte die Cortison-Dosis und schickte uns heim. Doch alle Allergietests waren negativ. Weil auch ihn die blauen Flecken beunruhigten, äusserte der Kinderarzt den Verdacht auf Leukämie. Die Woche, bis wir das Resultat hatten, war schlimm. Gott sei Dank war der Befund negativ. Nach einer Weile ging es Tim besser. Im Mai zeigte ein Antikörpertest, dass er eine CoronaInfektion durchgemacht hatte. Heute ist mein Kleiner wieder fit, aber traumatisiert: Wenn wir in der Familie über Corona sprechen, kommt es vor, dass er weinend davonläuft.» *Name geändert