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Coronavirus-Schwachstelle entdeckt
TÜBINGEN. Deutschen Forschern ist womöglich der Durchbruch gegen das Coronavirus gelungen.
Schon früh in der Pandemie wurde getestet, ob bereits existierende Medikamente auch gegen Covid-19 helfen: Der Entzündungshemmer Dexamethason, den Donald Trump während seiner Erkrankung bekam, ist nur einer davon. Den richtig grossen Erfolg brachte jedoch noch keine Therapie, die Suche nach einem wirksamen antiviralen Mittel hält an.
Eine Entdeckung von Bioinformatikerinnen und Bioinformatikern der EberhardKarls-Universität Tübingen könnte diese nun einfacher werden lassen und auch bei der Schaffung neuer Präparate helfen. Wie das Team um Andreas Dräger mitteilte, ist es ihm gelungen, mit einem Computermodell eine Schwachstelle des Virus auszumachen, an der ein Medikament ansetzen könnte: das Enzym Guanylatkinase 1 (GK1). Das Virus brauche das Enzym, um sich vermehren zu können. Schalte man GK1 aber aus, werde die Reproduktion unterbunden. Und: Die menschliche Wirtszelle werde dadurch nicht beeinträchtigt. Dräger: «Während die Virusvermehrung ohne GK1 nicht mehr stattfindet, kann die menschliche Zelle auf andere biochemische Stoffwechselwege
ausweichen.» Das sei eine wichtige Voraussetzung, wenn man das Enzym mit einem Wirkstoff hemmen wolle.
Diese Erkenntnisse werden als Durchbruch gewertet: So sind bereits einige Stoffe bekannt, die das Enzym hemmen. Einige davon sind sogar schon zugelassen. Ein weiterer positiver Aspekt: Der Ansatz dürfte auch bei sämtlichen Virusmutationen funktionieren.
«Die Virusvermehrung findet ohne dieses Enzym nicht mehr statt.»
Andreas Dräger
Juniorprofessor an der Uni Tübingen.