20 Minuten - Deutschschweiz uberregional
Nach Corona der Regen: Stimmung im freien Fall
ZÜRICH. Das wüste Wetter scheint kein Ende zu nehmen. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum einige jetzt in ein Loch fallen.
ZÜRICH. Der verregnete Sommer, jetzt auch mit massiven Schäden verbunden, schlägt immer mehr Menschen aufs Gemüt. Das stellen auch Psychologen fest. «Einige fallen in ein Loch», sagt
Berater Andreas Rüegg. Nach Corona erfahre man mit den extremen Wetterereignissen zum zweiten Mal Machtlosigkeit. Dabei hätten die CoronaLockerungen gerade Hoffnung geweckt.
Der bisherige Sommer ist für viele zum Heulen: Anstatt unter dem Sonnenschirm sitzen sie zu Hause vor dem Fenster und warten sehnsüchtig, bis der Regen der Sonne weicht. In der Nacht auf Dienstag erreichte der Sommer mit einem heftigen Gewitter einen erneuten Tiefpunkt. Und das Gröbste hat die Schweiz laut Meteorologen noch nicht hinter sich. Viele Menschen sind der Ansicht, einen solchen Sommer nach dem Corona-Winter nicht verdient zu haben. Auf Twitter kursieren etwa auch Posts, in denen behauptet wird, dass das Wetter psychische Probleme noch verschärfe.
Auch dem psychologischen Berater Andreas Rüegg ist aufgefallen, dass das Wetter der Bevölkerung zurzeit besonders zu schaffen macht: «Einige fallen jetzt in ein Loch.» Allein das enttäuschende Sommerwetter sei jedoch nicht dafür verantwortlich. Die Lockerungen im Juni hätten vielen die Hoffnung gegeben, dass die Pandemie bald überwunden sei. Auch habe die Fussball-EM von den Sorgen der Pandemie abgelenkt. «Mittlerweile ist aber wegen der steigenden Fallzahlen eine gewisse Ernüchterung eingetreten.»
Den Kopf in den Sand zu stecken ist laut Rüegg jedoch der falsche Weg. In Drittweltländern seien die Menschen schwierige Situationen gewohnt. «Jetzt haben wir die Gelegenheit, uns in Bescheidenheit zu üben.» Er rät, im Leben vermehrt zu relativieren. «Man sollte sich nicht mehr sofort auf alles stürzen, was nicht gut läuft, sondern sich auf das Positive konzentrieren.»
Und Lebensberater Hugo Blessing rät für einen besseren Umgang mit frustrierenden Situationen, weniger Erwartungen an das Leben zu stellen. Als gutes Vorbild dienten Kinder. Blessing: «Sie haben auch Spass am Campieren, wenn das Wetter nicht so gut ist, und freuen sich auf besseres Wetter.»